Das Wort zum Tag

Aufhänger

Zwei Wäscheklammern auf der Wäscheleine – damit kann ich Wäsche aufhängen. 

Oder auch meine Gedanken. 

So geht das doch manchmal: Eine Situation, ein Gegenstand, ein Eindruck setzen sich in mir fest – wie ein Schnappschuss im Bild-Gedächtnis. Und meine Gedanken kommen ins Rotieren. Das ist rein assoziativ und hat meistens eine ganz eigene Logik. Für andere kaum nachvollziehbar. Ich komme von Hölzchen auf Stöckchen.

Einfach ein bisschen die Gedanken laufen lassen. Sorgenfrei, zweckfrei – vielleicht in die Tiefe gehen, vielleicht vieles kurz antippen und sich dann weiter tragen lassen von dem nächsten Aufhänger. 

Wenn ich keinen Druck habe, wenn ich nicht funktionieren muss, wenn ich mich frei fühle, dann kann das manchmal so gehen. „Freilenzen“ nennt das ein Touristiker in Ostfriesland. Aber ich glaube, so weit muss ich dafür gar nicht fahren. Nicht planen, nichts konkret bedenken, mich nicht auf irgendein Ziel konzentrieren – und dann laufen die Gedanken. Und auf einmal ist ein Gedanke ganz wertvoll – jedenfalls kommt es mir so vor. Und wenn ich ihn festhalten will, entgleitet er mir. Und ich bin in Gedanken schon wieder ganz woanders.

So kann ich offen werden, etwas Neues zu denken. Und eine Idee setzt sich fest, treibt Ableger und Blüten und Früchte. Nicht unbedingt spektakulär, nicht wahnsinnig innovativ. Aber sie wird zum Vorhaben, zum Impuls für andere, zum Neuanfang gar – je nach dem. 

Ein Bild, ein Wort, Erlebnisse, Geschichten können solcheAufhänger sein. Und manchmal wächst etwas daraus. 

Jesus hat begnadet Bilder und Aufhänger gefunden, die die Menschen in seiner Umgebung sofort verstanden haben. Das Bild vom Sämann z.B.:

Der Acker ist vorbereitet, die Saat ist im Korb. Einer schreitet über den Acker. Im Rhythmus seiner Schritte sät er mit vollen Händen den Samen aus. Die Samenkörnerfallen überall hin, egal wie der Boden so ist. Auf felsigem Boden keimt er schnell, kann aber nicht Wurzel fassen und verbrennt. Auf dem Weg kommen die Vögel und picken die Körner auf. Unter den Dornen haben es die Keimlinge schwer sich zu entfalten, manche gehen ein. Auf gutem Boden keimt und wächst es aus den Samen, Pflanzen werden groß und tragen Früchte – 100fach. 

So hat Jesus ein Bild gemalt aus der Landwirtschaft von damals, die noch nicht nach GPS-Daten die Aussaat geplant hat, nicht alles durchfunktionalisiert hat, noch nicht nur auf Effektivität geschielt hat.  

Jesus ging es darum ein Bild dafür zu finden, wie Gottes Wort wirkt, wie es sich in den Menschen aussät und festsetzt und Neuanfänge möglich macht – nicht planbar, man muss es Gott überlassen, dann kann es wachsen.  

Mir wird es zum Bild für meine Gedankenaufhänger. Je offener ich bin, desto mehr Gedanken können sich in mir entfalten und wachsen und Früchte tragen – auch Glaubensgedanken, die sich an Gottes Wort hängen. Das ist nicht planbar. Aber wenn meine Spaziergänge Gedankengänge werden, wenn auf meinen Radtouren die Gedanken laufen wie die Räder – dann ist eine gute Zeit für die Aussaat. Oder wenn ich auf der Bank sitze in die Fern schaue und anfange zu träumen – auch dann. 

Dann kann ich offen sein für das Neue, das in mir wachsen will. 

Mich fliegt ein Liedvers an: 

Schweige und höre. 
Neige deines Herzens Ohr. 
Suche den Frieden. 

So wünsche ich viele gute Gedankengänge, die Frieden bringen und zufrieden machen.  

Ihre Claudia Bitter