
Liebe Leute!
Meine Frau mag Schafe. Mich haben hingegen Wölfe in ihren Bann gezogen. Es gibt sie ja wieder in Mitteleuropa, sogar ganz in der Nähe. Schafe allerdings gab es immer bei uns. Und wie schön ist es, ab und zu die Schäfer:innen mit ihren Herden ziehen zu sehen, sei es in der Lüneburger Heide, sei es bei uns in Schwerte oder wo immer sie auch beim Weidewechsel anzutreffen sind. Meine Frau ist übrigens vor nicht allzu langer Zeit einmal richtig durchgeschüttelt worden, weil eine Herde in Schwerte die Straße entlangkam und sich an ihrem Auto vorbeidrückte. Das war für sie aber nicht – wie man denken könnte – beängistigend, sondern eher beglückend.
Und als meine Kollegin Claudia Bitter neulich etwas über Schafe schrieb und ich selbst gestern in den Ruhrauen im Sonnenuntergang eine Herde beobachten konnte, schließe ich mich gleich mit ein paar Schafs-Gedanken an. Man kann nicht oft genug an Schafe denken, scheint mir. Denn die recht häufig schon in der Bibel erwähnten Tiere sind entgegen ihrem heutigen Image intelligente und soziale Tiere. Sie achten aufeinander, warnen sich gegenseitig vor Gefahr. Schafe können Gesichter unterscheiden. Sie lernen aus Fehlern und haben ein gutes Gedächtnis. Schafe sind nachweislich empfindsam. Und sie entwickeln Freundschaften. Ich glaube, wir unterschätzen die Schafe ständig.
Zurück zur Bibel. Von den 196 Stellen, an denen Schafe erwähnt werden – kein Tier wird häufiger genannt – denke ich heute an die Erzählung vom „verlorenen Schaf“. Lukas lässt Jesus diese Parabel erzählen. Die Pointe ist sehr schön: Für das verloren gegangene Schaf lässt der Hirte alle anderen – bestimmt in der Obhut der Hütehunde und Helfer:innen – zurück und geht dem einen nach, das sich verirrt und den Anschluss verpasst hat: ein Gleichnis für uns Menschen, die wir manchmal verloren sind, allein, orientierungslos. In Gottes Augen sind wir wichtig, er geht uns nach und sucht uns auch in unserer Verlorenheit auf, im Dunkel unserer eigenen Nacht. So ist Gott, will die Geschichte sagen. Er gibt uns nicht auf. Mich tröstet das. Und ich bin dankbar, dass Lukas dieser Überlieferung in sein Evangelium aufgenommen hat.
Wenn Sie mal wieder Schafen über den Weg laufen, erinnern Sie sich gern an diese Schafgeschichte. Vielleicht fühlen Sie sich auch getröstet. Uns allen wünsche ich die Erfahrung, dass Gott uns nachgeht!
Ihr und Euer Tom Damm