Endlich Hoffnung für St. Viktor?

Nicht zum ersten Mal hatte sich ranghoher politischer Besuch in der St. Viktor-Kirche angekündigt. Trotzdem war eine gewisse Spannung zu spüren am frühen Freitagnachmittag im benachbarten Gemeindezentrum. Man war nicht nur gespannt auf Ina Scharrenbach, die NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung; es ging ja auch um etwas: wird die Sanierung der St. Viktor-Kirche gelingen? Eine grundlegende Frage für die Evangelische Kirchengemeinde vor Ort und irgendwie auch für die ganze Stadt. So gab es den großen, aber Corona konformen Bahnhof für die Ministerin. Alle, die für das Projekt direkte Verantwortung tragen, waren da, wie der Vorsitzende des Presbyteriums, Pfarrer Dr. Klaus Johanning, Stadtkirchenpfarrer Tom Damm, Architekt Christoph Harder, Baukirchmeister Wilfried Feldmann, Ulrich Halbach als Vorsitzender des Fördervereins u.a. Selbst Bürgermeister Dimitrios Axourgos ließ es sich nicht nehmen, dabei zu sein und seinen Rückhalt für die Kirchengemeinde zum Ausdruck zu bringen. „Auch, wenn es uns nicht möglich ist, direkte finanzielle Hilfe zu leisten,“ so Axourgos, „möchten wir die Kirchengemeinde wenigstens ideell unterstützen und natürlich auch fachlich.“ Dabei blickte er auf Natalie Mülder, die Vertreterin der Unteren Denkmalbehörde, die in der Projektgruppe engagiert mitarbeitet. Presbyter Daniel Groß hatte extra für schwindelerregende Drohnen-Aufnahmen aus der Vogelperspektive auf das marode Dach der Kirche gesorgt. 

Zunächst aber ging es nicht um das Problematische, sondern um das Schätzenswerte im wörtlichen Sinne, Pfarrer Johanning stellte im Rahmen einer Führung die Entstehungsgeschichte und die vielen Kunstschätze der Kirche vor. Ministerin Scharrenbach zeigte sich beeindruckt und ausgesprochen interessiert. Mit präzisen Fragen zum Sanierungsbedarf, den vorgesehenen Maßnahmen, den Kosten und den finanziellen Optionen machte sie sich ein genaues Bild der Situation, die gemeinsam erörtert wurde. Angesichts der bedrohlichen Undichtigkeiten im Dachbereich appellierte Finanzkirchmeister Ulrich Groth an die Runde, „wir müssen das jetzt schaffen, dringend; aber wir schaffen das nicht alleine!“  Es schien so, als sei diese Botschaft angekommen. Die Ministerin ging darauf ein und sagte zu, in Kürze für eine Entscheidung über die Landesfördermittel zu sorgen; und das klang nicht so, als würden diese versagt.

Wer in diesem Moment den Blick auf den Bürgermeister gerichtet hatte, der bemerkte, dass er kurz die Erfolgsfaust ballte, so wie ein Torschütze nach seinem Treffer. Und damit drückte er aus, was jeder in der Runde empfand. Alle Gesichter strahlten eher Zuversicht aus, auch wenn die Anspannung noch nicht restlos verschwunden war.

Die Fakten

  • Die Errichtung der St. Viktor-Kirche geht zurück bis in das 11. Jahrhundert um kurz nach der Jahrtausendwende.
  • Damit ist das Wahrzeichen der Stadt Schwerte älter als der Kölner Dom.
  • Auf die dringende Außensanierung wurde schon in einem Gutachten vor 11 Jahren hingewiesen. Aber der Beginn der Maßnahmen scheiterte wiederholt an der „mehrfachen Überzeichnung der Fördertöpfe“.
  • Heute wird der Sanierungsbedarf auf weit über 1,5 Millionen Euro geschätzt – je nach Auflage bis 1,9 Millionen Euro.
  • Gut die Hälfte dieser Summe muss die Gemeinde mindestens aus kirchlichen „Eigenmitteln“ aufbringen.
  • Die Kirchengemeinde hat Anträge auf Zuwendungen aus den Denkmalförderprogrammen des Bundes, „BKM“, und des Landes NRW gestellt. Koordiniert werden diese Anträge von der Bezirksregierung.