Das Wort zur Wochenmitte

Liebe Leserin,
lieber Leser!

Ich erinnere mich noch ganz gut: damals wohnte ich als Vikar in Detmold in einem Mehrfamilienhaus. Als ich eines Tages zur gemeinsamen Mülltonne ging, staunte ich nicht schlecht. Ein Nachbar hatte dort eine vertrocknete Yucca-Palme entsorgt. Ich beschloss, sie herauszuholen und ihr noch eine Chance zu geben. Ich kürzte den Stamm und versiegelte ihn. Ich schnitt die Blätter ab. Ich topfte die Pflanze um und begann, sie regelmäßig zu gießen. Schon nach einer kurzen Zeit sah ich erste Veränderungen. Ein Trieb entfaltete sich an dem Stamm, und noch einmal ein paar Wochen weiter konnte ich mich an frischen grünen Blättern erfreuen.

Diese Yucca-Palme ist für mich bis zum heutigen Tag Sinnbild für Passion und Auferstehung, für Leid und Neuanfang. Wir Menschen erleben unterschiedlichste Durststrecken und Lebenskrisen. Manchmal vertrocknen unsere Blätter. Manchmal fühlen wir uns wie weggeworfen. Aber da ist einer, der sieht uns und unsere Not. Der holt uns aus dem Elend heraus. Er tut alles, damit neues Leben möglich wird.

In der Bibel, im Brief an die Gemeinde in Rom, heißt es:

Gottes Geist erfüllt euch mit Leben, weil Gott euch angenommen hat. Es ist derselbe Geist Gottes, der Jesus von den Toten auferweckt hat.

Noch ist Passionszeit. Noch stehen vielleicht der Schmerz, die Enttäuschung und die Ratlosigkeit im Vordergrund. Aber Gott hat uns schon aus der Mülltonne geholt. Die ersten Pflegemaßnahmen hat er schon getätigt. Noch fühle ich mich wie abgestorben. Aber ich darf auf den ersten kleinen Trieb hoffen und mich auf frische Blätter freuen.

Die Passionszeit neigt sich ihrem Ende. Ostern steht vor der Tür.

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Hartmut Görler