Das Wort zur Wochenmitte

Foto: Hartmut Görler

Stefanie packt ihren Rucksack. Heute will sie es schaffen. Heute will sie hoch auf den Berg. Zum Gipfelkreuz. Sie hat eine lange Wanderung vor sich, aber sie ist guten Mutes. Schon bald merkt sie, dass ihr die Beine weh tun. „Wenn ich jetzt noch umkehre, habe ich noch was vom Tag“, denkt sie. Aber sie läuft weiter. Die Wegstrecke wird anstrengender. Steiler. Steiniger. Wieder überlegt sie aufzugeben. Umzukehren. Aber sie läuft weiter. Das Wetter schlägt um. Kühler Wind bläst ihr ins Gesicht. Dunkle Wolken ziehen auf, bringen Regen mit sich. Stefanie stellt sich unter einem Felsübersprung unter. „Soll ich umkehren? Das Wetter ist so schlecht!“ Aber sie geht weiter. Irgendwann kann sie nicht mehr. Alles tut weh. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, um aufzugeben. Da sieht sie von ferne das Gipfelkreuz. Etwas Geheimnisvolles passiert. Sie spürt neue Kraft in ihren müden Gliedern. Sie setzt den Rucksack wieder auf, nimmt die letzte Etappe in Angriff. Endlich ist sie oben. Ein atemberaubender Fernblick versöhnt sie mit allem Schmerz. 

Lebensziele sind mit die größten Kraftquellen überhaupt.

Welche Ziele haben Sie? Haben Sie überhaupt noch irgendwelche Ziele? Sie merken, dieses Wort zur Wochenmitte wird persönlich. Welchem Ziel strecken Sie sich entgegen? Was machen Sie, wenn Sie auf dem Weg zu Ihrem Ziel müde werden und resignieren? Stefanie hat ihr Ziel fest im Blick, und im Blick auf ihr Ziel kriegt sie neue Kraft.

Die Bibel formuliert immer wieder Lebensziele und Ziele für das Ende der Zeit. Als Christinnen und Christen dürfen wir uns diesen Zielen entgegenstrecken und auf sie hoffen. Im Buch des Propheten Jesaja heißt es zum Beispiel: Die Wüste und das dürre Land werden fröhlich sein. Die Steppe wird jubeln und blühen wie eine Lilie. Sie steht in voller Blüte und jubelt, sie jubelt und jauchzt vor Freude. Macht die müden Hände wieder stark und die weichen Knie wieder fest. Sagt denen, die den Mut verloren haben: »Seid stark und habt keine Angst! Seht, da ist euer Gott! Er selbst kommt, um euch zu befreien.«

Wenn diese Hoffnung das Gipfelkreuz unserer Lebenswanderung ist, dann dürfen wir heute schon voller Mut durch die schweren Zeiten wandern. 

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Pfarrer Hartmut Görler

Foto: Hartmut Görler