Das Wort zur Wochenmitte

Foto: Adobe Stock – kerdkanno

Liebe Leserin, lieber Leser!

Veronika, der Herbst ist da, musste ich heute morgen beim Aufwachen denken, mit einem richtig wehmütigen Gefühl. Der Lenz ist eben nicht mehr da. Dafür lärmen jetzt die Laubbläser morgens um viertel nach sechs vor unserer Tür. Und kalt und dunkel ist es zudem. Der Jahreszeitenwechsel schlägt so richtig zu. Mit einer kalten Keule. Mit nassen Böen. Und mit dunklen Stunden. 

Noch bin ich nicht da, wo ich die Gemütlichkeit suche, wo ich Kerzen anzünde, schöne Musik auflege und Spekulatius zum Tee genieße. Nein, es ist diese Zwischenzeit, in der ich friere, innerlich und äußerlich. 

Was hilft es? Gar nichts. Ich spüre, dass ich mich umstellen muss. Einstellen auf die neue Zeit. Mich wärmer anziehen. Mich verändern, den Herbst herein lassen in Geist und Seele. 

Und ich denke wieder einmal: Veränderungen bestimmen mehr und mehr unseren Alltag, unser Leben. Das geht natürlich weit über den Herbst hinaus. Denn wir sind als Bürgerinnen und Bürger, als Menschen in der modernen Gesellschaft stetiger Veränderung unterworfen und fühlen uns gezwungen, mitzuhalten. 

  • Alles wird digitaler. Wenn wir nicht mitgehen, werden wir abgehängt. 
  • Alles wird diverser. Menschen zeigen ihre Unterschiedlichkeit offener. 
  • Alles wird mehrsprachig. Viele zunächst fremde Menschen werden hier heimisch. 

Ich könnte darüber lamentieren und mich innerlich auflehnen. Aber zu viele Menschen fühlen sich in ihrer Veränderungs- und Fremdenfeindlichkeit wohl. Und wählen zuhauf die AfD. Und bringen so Rassismus, vielleicht Faschismus in die Mitte der Gesellschaft zurück. Daher hebe ich die Hände nicht zur Faust. Und strecke sie auch nicht abwehrend nach vorn. 

Ich will versuchen, meine Hände zu öffnen. Ich will versuchen, den Herbst in mein Leben zu lassen. Sicher wird er schön und bunt werden, jedenfalls hier und da.

Ich freue mich eigentlich, dass auch unsere Gesellschaft bunter wird. Dass Menschen offen ihr Anderssein leben können. Das ist bereichernd auch für mich. 

Und ich freue mich, dass auch mir schon die Digitalisierung geholfen hat. Zum Beispiel bei der Augen-Laser-Operation, durch die ich wieder gut sehen kann. 

Was mich in all den Veränderungen, die von mir gefordert werden, sehr hilft, ist dies:

Als Glaubender vertraue ich darauf, dass Gott selbst in mir wohnt und mich nach und nach ihm gleicher macht. Dass er mir zugleich hilft, zu mir selbst zu kommen, meine eigentliche Bestimmung zu finden. So werde ich nach und nach veränderungswilliger, toleranter und liebender werden. Das ist meine Hoffnung. Und die finde ich sehr schön beschrieben bei Paulus (1. Kor 3,18): „Wir alle sehen die Herrlichkeit Gottes mit unverhülltem Gesicht wie in einem Spiegel. Dabei werden wir selbst in sein Ebenbild verwandelt. Wir bekommen immer mehr Anteil an seiner Herrlichkeit – so wie es die Geistkraft Gottes bewirkt.“

Das heißt für mich: Die Blätter werden bunter jetzt. Die Menschen um mich herum auch. Und Gott sorgt dafür, dass auch mein Wunsch, bunter zu werden, gelingen wird. Ich freue mich und danke ihm. Und will es heute ausstrahlen!