Das Wort zur Wochenmitte

Waren Sie auch dabei? Als die Schülerarbeiten zu unserem 500 Jahre alten Altar vorgestellt wurden? Für mich war das einer der beeindruckendsten Abende der letzten Zeit. Über 100 Jugendliche haben sich an diesem Projekt beteiligt. 

Im Martin-Luther-Saal wurden Trickfilme gezeigt. Einige Oberstufenschüler hatten mit dem Videospiel Minecraft die Flucht der Familie Jesu nach Ägypten und die Karfreitagsgeschichte nachgestellt.

In der Kirche ging es dann weiter. Haben Sie die selbstgebastelten Schuhkartonkirchen gesehen? Eine dieser Kirchen heißt „Kirche der Freiheit“. Was Sechstklässlern durch den Kopf geht! Bemerkenswert! 

Bewegend auch das Bild mit der nackten Frau und der Schlange. Das Kunstwerk einer jungen Frau ist eine Klapp-Installation. Wenn Sie das Bild, das für Versuchung und für das Böse steht, aufklappen, dann….nein, mehr verrate ich nicht. Schauen Sie doch selber mal nach. 

Mich hat ein Bild von Julius Mielke besonders gefesselt. Er hat einzelne Figuren aus unserem Altar abfotografiert und dann auf digitalem Weg in ein anderes Foto eingefügt. Das zweite Foto zeigt eine Stadtszene, ein Sinnbild für unser Leben im Hier und Jetzt. Es zeigt eine Betonbrücke, über die der Straßenverkehr rollt. Vor der Brücke ein Platz, über den eine einsame Person mit einem Rollkoffer läuft. Diese Szene ist ganz in grau gehalten. Der graue Alltag? An der Brücke ist ein goldenes Kreuz befestigt, wie gesagt das Foto eines Kreuzes einer unserer Altarszenen. Auf dem Platz stehen zweimal zwei Altarfiguren. Das leuchtende Gold des Kreuzes und der Figuren bringt Leben und Hoffnung in das sonst eintönige Bild. Was für eine Botschaft! Gott bringt Glanz in unser graues Leben. Gott macht unser Leben lebendig. Gott macht unseren Alltag reich und wertvoll. Gott ist mitten in unserem Alltag zu finden.

Ich sehe Parallelen zum Siebenschmerzenaltar. Er befindet sich hinter den vielen Gebetskerzen. Er erinnert an das, was Maria angesichts der Gefangennahme, Verurteilung und Hinrichtung ihres Sohnes selber erleiden musste. Angst. Hoffnungslosigkeit. Hilflosigkeit. Schmerz. Aber auch hier finden Sie ein goldenes Element. Pater Abraham, Mönch und Künstler aus Meschede, hat es eingefügt. Gott ist denen nahe, die in ihrem Leben Leid und Niederlagen ertragen müssen.

Ach ja. Das Gold findet sich auch in dem alten Taufstein wieder. Gehen Sie mal nach vorne. Schauen Sie mal rein. Am Boden des Taufsteins sehen Sie schon wieder jenes Gold. Wenn ein Kind oder ein Erwachsener getauft werden, ist Gott mit dabei. Er begleitet den Täufling von nun an durch´s Leben. Tag für Tag. Jahr für Jahr. 

Ich bin dankbar und glücklich. Es ist so großartig, wenn junge Leute wie Julius Mielke uns an die Gegenwart Gottes in unserer grauen Welt erinnern. 

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Hartmut Görler