Das Wort zur Wochenmitte

In diesen Tagen haben wir den 500. Geburtstag unseres Antwerpener Altars gefeiert. 

Unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden haben sich von diesem Jubiläum inspirieren lassen.

Sie haben Fliesen gestaltet, die zu einem großen Altar zusammengestellt wurden. Sie finden ihn, vom Haupteingang der St. Viktor Kirche aus gesehen, im linken Kirchenschiff. Nehmen Sie sich doch mal einen Stuhl. Setzen Sie sich davor. Schauen Sie sich die einzelnen Tafeln ganz genau an. Und sie werden staunen! Die Jugendlichen haben nämlich auf vielfältige Weise ausgedrückt, was für sie ´Glaube´ ist. Eine Konfirmandin zum Beispiel hat die Fliese mit 8 bunten Dreiecken bemalt. Sie wollte damit ausdrücken, dass Gott bunt und schön und mit keiner einzelnen Farbe auszudrücken ist. Eine andere Tafel zeigt einen weißen Strudeln auf schwarzem Hintergrund. Gott ist in Bewegung, sagt die Konfirmandin, die ihn gemalt, geheimnisvoll, nicht zu greifen. Dann sehe ich zwei Hände, die die Erdkugel tragen: Gott der Schöpfer und Bewahrer der Welt. Ich bleibe auch bei den betenden Händen hängen: Gott ist ein Gott, mit dem ich reden kann, ein Gott, der mich hört und der Interesse an meinen Gedanken hat. Mich berührt auch das Bild, das lediglich einen Rahmen zeigt. Alles andere ist noch offen. Ich darf Gott noch kennenlernen. Ich darf Neues von ihm entdecken. Ich darf Erfahrungen mit ihm machen, die alles Bisherige übersteigen. Und dann sehe ich das Bild mit den Buchstaben. Einen besonderen künstlerischen Anspruch hat es nicht. Der Untergrund ist blau. Darauf lese ich: Du bist nicht allein. Ich staune. Wenn das Jugendliche über ihren Glauben schreiben können, werde ich als Erwachsener ganz demütig. Du bist nicht allein. Diesen Glauben wünsche ich mir auch, dieses Vertrauen, dass Gott mich an allen Tagen meines Lebens begleitet. Oder sogar über den Tod hinaus? Du bist nicht allein. Ich habe viele Lieblingsbilder in dem Altar der Jugendlichen. Aber diese Tafel rührt mich besonders an.                 Bleiben Sie doch noch eine Weile auf ihrem Stuhl sitzen.

Schauen Sie sich die 63 Tafeln an. Wo bleiben Sie hängen? Was spricht Sie an? Und: wie hätten Sie die Tafel gestaltet, wenn Sie in meiner Konfigruppe gewesen wären? Was ist Ihr Bild von Gott? Welche Eigenschaft würden Sie ihm zuschreiben? Mit den vielen anderen Menschen, die sich den Jugendaltar anschauen und sich ihre Gedanken machen, würde der nächste bunte, wunderschöne, vielfältige Glaubensaltar entstehen. 

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Hartmut Görler