Das Wort zur Wochenmitte

Neulich im Haus Auszeit Eifel, in Schleiden/Gemünd. Über 60 Konfirmandinnen und Konfirmanden erleben eine fröhliche Freizeit als Auftakt ihrer Konfirmandenzeit. Vormittags beschäftigen sie sich mit den ersten Worten des Glaubensbekenntnisses: am Dienstag mit dem Wort „Ich“, am Mittwoch mit dem Wort „glaube“, am Donnerstag mit den Worten „an Gott“ und am Freitag mit den Worten „den Vater“. Am Mittwochabend ging es auf kreative Weise weiter mit einer Entdeckungsreise durch den Glauben. Zweierteams begaben sich auf einen Spaziergang von Station zu Station. An einer Station konnten Luftballons beschriftet werden mit Dingen, die glücklich gemacht haben. Auf einem großen Papierbogen konnten Fragen an Gott aufgeschrieben werden. In einem Raum feierten die Konfis zum ersten Mal ein Abendmahl. In einem anderen Raum bekamen sie Gottes Segen persönlich zugesprochen. Vor dem Jugendgästehaus gab es eine Bruchsteinmauer. Hier konnten die jungen Leute das aufschreiben, was sie als belastend empfinden. Die kleinen Zettel konnten sie wie bei der Klagemauer in Jerusalem in die Ritze schieben. Eine kleine brennende Kerze machte symbolisch deutlich, dass Gott ihre Zettel „gelesen“ hat. Am Abend wurden die Zettel von den Ehrenamtlichen wieder herausgeholt und ungelesen vernichtet.

Für mich ergibt sich daraus eine Frage: wo bringen wir das hin, was uns belastet? Wo werden wir unsere schweren Gedanken los? Wir Menschen haben viele unterschiedliche Strategien entwickelt. Ich befürchte, dass die meisten Menschen ihre blöden Erfahrungen einfach runterschlucken. Dann liegen sie zwar nicht mehr oben auf. Aber sie sind nicht weg. Sie schlummern im Unterbewussten, und zeigen sich manchmal körperlich, zum Beispiel durch Bauchschmerzen. Eine andere Form der Bearbeitung unserer Erfahrungen ist das Gespräch. Wir erzählen dem Partner oder der Partnerin, was uns bewegt, manchmal auch der besten Freundin oder dem besten Freund. Zettel in den Ritzen der Klagemauer ist eine dritte Form der Reflexion. Die Beterinnen und Beter schreiben auf, was ihnen durch den Kopf geht und teilen es Gott schriftlich mit. Allerdings haben wir kaum die Möglichkeit, von Deutschland aus kurzfristig und immer wieder nach Jerusalem zu kommen.

Wir dürfen aber das Angebot des Gebetes annehmen. Gott lässt uns durch einen Psalmbeter von damals wissen: 

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten

Psalm 50 Vers 15

Spaßvögel bezeichnen die Ziffern 50-15 als Telefonnummer Gottes. Letztendlich dürfen wir uns mit dem, was uns durch den Kopf geht, an Gott wenden, immer und überall und ohne irgendeine Form zu beachten. Gott verspricht uns umgekehrt, uns zu erretten. Wie die Antwort und die Hilfe Gottes aussehen, das müssen wir aber ihm überlassen. Oft antwortet er anders als wir uns das denken und wünschen. Das ist für uns Menschen schwierig auszuhalten. Aber letztendlich gilt sein Versprechen noch heute: wir dürfen Gott anrufen, wir dürfen ihn in einem lauten oder leisen Gebet alles erzählen, und er wird uns erretten. Wie schön, dass das die neuen Konfis im Rahmen der Mittwochabendaktion in der Eifel erleben durften!

Ihr Hartmut Görler