Seit dem vergangenen Donnerstag leben wir in einer anderen Welt. In einer Welt, die sich kaum einer so vorgestellt hat. Angesichts der Bilder aus dem Fernsehen und der beängstigenden Situation ist es nicht leicht, passende Worte zu finden. Worte, die Trost spenden, Worte die aufmuntern, Worte die Frieden stiften.
Ich habe Sehnsucht – nach Frieden
Ich habe Sehnsucht nach einem starken Gott.
Ralf Otterbach
Einem Gott, der aus Schwertern Pflugscharen macht und die Speere zerbricht.
Einem Gott, der die Mächtigen vom Thron stößt und die Armen erhöht.
Einem Gott, der Gerechtigkeit auf der Erde wachsen lässt und den Frieden stark macht.
Ich habe Sehnsucht nach einem starken Gott.
Und will mich von ihm stärken lassen, damit ich selbst gerecht handle
und Frieden stifte, wo ich kann.
Dort wo ich lebe, da wo ich bin.
Denn Gerechtigkeit und Frieden fangen im Kleinen an.
Ich bin in diesen Tagen auf eine Aktion im Internet gestoßen. Auf dem evangelischen Internetportal evangelisch.de wird zu einer Friedensaktion aufgerufen. Frank Muchlinsky schreibt dazu:
„Der Krieg in der Ukraine erschüttert. Viele Menschen sind verunsichert. Wer das Gefühl hat, den Boden unter den Füßen zu verlieren, sucht manchmal Halt im Gebet. Aber selbst das fällt gerade vielen schwer. Die Worte wollen nicht kommen. Dann tut es gut, sich Worte zu leihen. Worte, die man nicht erfinden muss, sondern die aus einer Tradition stammen. Worte, die möglichst so alt sind, dass sie schon viele tausend Male gesprochen wurden. In der Erschütterung nicht erfinden müssen, und trotzdem nicht stumm bleiben müssen.
In Kriegszeiten sind die Worte „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten!“ solche guten „Leihworte“. Sie sind ein Seufzer, ein Gebet, ein Schrei nach Hilfe. Martin Luther hat einen Wechselgesang ins Deutsche übersetzt, der schon zu seiner Zeit eine lange Tradition hatte. Der ganze Ruf lautet:
Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn du, unser Gott, alleine.
Wir wollen diese Worte nutzen, um uns zusammenzutun. Wir wollen uns gemeinsam unter diesen Ruf stellen. Darum werden wir in den kommenden Tagen immer wieder Aktionen mit dem Hashtag #verleihunsfrieden versehen. Es werden Aktionen sein, in denen wir einander in der Erschütterung Halt geben und uns gemeinsam für den Frieden einsetzen. In Gottesdiensten, Menschenketten, gemeinsamem Singen. Das tun wir im öffentlichen Raum, in den Social Media-Kanälen, in unseren eigenen Gemeinden und Häusern.
Das Symbol für unsere Gemeinsamkeit ist die Menschenkette. Wir glauben daran, dass wir miteinander verbunden sind. Wir zeigen es mit unseren eigenen Händen aber auch mit Menschenketten aus Papier. Und mit dem Ruf, der so alt ist, dass er schon Martin Luther Halt geben konnte: „Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten!“ Machen Sie mit! Reichen Sie Hände!“
Ihr und Euer Daniel Groß