Erster Advent. Im Johanneshaus. Mit Rosenschere bewaffnet kämpfen sich die Ehrenamtlichen des Familliengottesdienstes durch einen Berg von Grünschnitt. Ast für Ast wird abgetrennt und im Gottesdienstraum ausgelegt. Nach und nach entsteht eine Spirale. Eine Adventsspirale. Im Mittelpunkt steht die dicke rote Kerze, die kurz vorher am Adventskranz entzündet wurde. Während des Gottesdienstes stehen Eltern mit ihren Kindern oder Einzelpersonen auf. Sie nehmen sich einen Apfel, in den hinein eine Christbaumkerze gesteckt wurde. Mit diesem Adventsapfel gehen sie ihren Weg. In die Spirale hinein und wieder heraus. An der Adventskranzkerze entzünden sie ihre kleine Kerzen. Während des Gangs durch die Adventsspirale machen sich die Besucherinnen und Besucher ihre Gedanken. Welchen Weg bin ich zuletzt gegangen? Wo stehe ich im Moment? Welche Schritte sind in der Zukunft nötig. Während sie so gehen, halten sie das Adventslicht in ihren Händen. Sie erleben: Gottes Licht geht mit. Auf meinem Weg. In die Zukunft. Die Adventskerze scheint für mich, in meine Dunkelheiten hinein.
In der Predigt erzählt Herr Görler von Elisabeth. Sie gehört auch zur Weihnachtsgeschichte, auch wenn sie nicht so berühmt ist wie Maria. Sie ist eine Verwandte von ihr, vielleicht eine Tante. Von ein paar Wegstrecken im Leben der Elisabeth berichtet die Bibel. Sie war in all den Jahren kinderlos. Sie ist zusammen mit ihrem Mann Zacharias zwischenzeitlich alt geworden. Jetzt ist noch ihr Mann erkrankt. Er kann nicht mehr reden. Er hat die Sprache verloren. Dabei hat sich doch gerade ein Wunder eingestellt. Sie ist doch noch schwanger geworden. Ob ihr Mann jemals mit ihrem gemeinsamen Kind reden kann? Kein leichtes Leben, auf das Elisabeth zurückblickt. Ihre Geschichte wird bis heute erzählt, weil sie trotz aller Rückschläge auf Gott gehofft hat. Sie hat ihm vertraut, an ihn geglaubt. Sie hat dieses „Fürchte dich nicht“ der alten Propheten für sich selber durchbuchstabiert.
Ich stelle mir Elisabeth vor, wie sie die Adventsspirale im Johanneshaus betritt. Sie hat viel zu erzählen. Immer wieder bleibt sie stehen. Sie denkt über die Höhen und Tiefen in ihrem Leben nach und über die vielen Rückschläge. In der Mitte der Spirale beugt sie sich nach unten. Sie entzündet ihre kleine Kerze an der großen Kerze. Sie spürt Gottes Nähe auf ihrem Weg. Sie weiß: sie ist ein kleines Rädchen in großem Heilsplan Gottes. Das macht sie uns bis heute zu einem Vorbild.
Mache dich auf! Werde licht! Denn dein Licht kommt!
Jesaja 60,1
Ja, mache dich auf! Betritt gedanklich die Adventsspirale. Denk über dein Leben nach. Was macht dein Leben zu deinem Leben? Welche Belastungen gehören dazu? Welche Freuden? Geh gedanklich bis zur Mitte und entzünde dein Licht am Licht der Adventskerze.
Denn: das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.
Jesaja 9,1
Ihr Hartmut Görler