Das Wort zum Tag

Liebe Leserin, lieber Leser.

Gestern fand ein besonderer Gedenktag statt zum Gedenken an die fast 80000 Menschen, die an oder mit Corona gestorben sind.
Manch einer mag vielleicht einwenden, dass jeden Tag Menschen sterben, aus den unterschiedlichsten Gründen, bei uns und weltweit.
Das ist zwar richtig, aber eine solche Bedrohung wie durch Corona kannten die meisten von uns bisher nicht. Denn es gibt ja fast kein Land mehr, das nicht unter den Folgen der Pandemie zu leiden hat, sozial und wirtschaftlich.

Da klingt ein Satz des Kirchenvaters Augustinus fast wie Hohn:

Die Seele ernährt sich von dem, woran sie sich freut.

Worüber soll man sich noch freuen? Die Angehörigen der vielen Coronatoten stellen sich diese Frage vielleicht. Und worüber soll man sich freuen, wenn der Lebensunterhalt nicht mehr gesichert ist wegen all der Einschränkungen in diesen Zeiten?

Habe ich auch nichts, woran ich mich freuen kann?
Ich halte inne und dann fällt mir einiges ein, Kleinigkeiten nur, aber sie lassen mich lächeln, tun mir gut:
Der unerwartete Anruf eines Menschen, den ich fast aus den Augen verloren hätte, das kurze, nette Gespräch mit einem Markthändler, der sich trotz der großen Kundschaft Zeit nimmt für mich, der Mensch, der mir eine Arbeit abgenommen hat, die ich fast versäumt hätte, die Freude eines alten Menschen über meinen Anruf und der Satz: Ich bin froh, dass es dich gibt.
Die Amsel, die, angelockt durch eine offen stehende Kirchentüre, in meine Heimatkirche geflogen ist und nur mit viel Einsatz davon abgehalten worden ist, die Altarbibel zu beschmutzen.

Kleinigkeiten, gewiss, alle in der letzten Woche, aber sie haben meiner Seele gutgetan.
Wie schön, wenn wir alle mehr von diesen Kleinigkeiten entdecken, die unserer Seele gut tun.

Du, der du
mit und gehst
jeden Schritt
auf dem Weg,
segne
mit deiner Gegenwart
auch
diese seltsamen Widersprüche,
die an den meisten Tagen
unser Leben kennzeichnen.

Peter Millar

Ihre Dorothe Müller