Die große K-Frage?
Man munkelt, dass die K-Frage in wenigen Stunden geklärt wird. Wer wird für die nächste Bundestagswahl Kanzlerkandidat oder -kandidatin? Wird es Markus Söder? Wird es Armin Laschet für die CDU/SCU? Wird es Annalena Baerbock? Wird es Robert Habeck für die Grünen? Morgen, wenn Sie dieses Wort zum Tage in den Händen halten oder an Ihren Bildschirmen lesen, wissen wir schon mehr. Und dann ist da ja noch Olaf Scholz für die SPD. Welcher dieser Kandidatinnen und Kandidaten hat die meisten Kompetenzen für das Bundeskanzleramt?
Haben Sie sich auch schon mal die K-Frage gestellt? Bestimmt. Auch Sie haben in der K-Frage Ihre eigenen Antworten. Aber ich meine die Frage anders. Ich meine Ihre ganz persönliche K-Frage? Welche Kompetenzen haben ich? K wie Kompetenzen.
Denn ich bin überzeugt: jeder Mensch hat seine oder ihre Kompetenzen. Nicht jeder kann Kanzlerin oder Kanzler werden. Das muss aber auch nicht sein. Und doch hat jeder seine Gaben, die er in seiner Familie und in der Gesellschaft einbringen kann. Auch in der Kirche. Die Bibel ist hier eindeutig: es gibt keine wichtigen und unwichtigen Gaben. Die Gabe, eine Kanzlerin zu sein ist nicht größer als die Gabe, eine engagierte Familienmutter zu sein. Die Gabe, ein Pfarrer zu sein ist nicht wichtiger als die Gabe, Bastelvorlagen für den Kindergottesdienst zu entwickeln. Paulus formuliert das in seinem Brief an die Kirchengemeinde in Korinth wie folgt:
So verschieden die Gaben auch sind, die Gott uns gibt, sie stammen alle von ein und demselben Geist. Und so unterschiedlich auch die Aufgaben in der Gemeinde sind, so ist es doch derselbe Herr, der uns dazu befähigt. Wie auch immer sich der Heilige Geist bei jedem Einzelnen von euch zeigt, seine Gaben sollen der ganzen Gemeinde nützen.
1. Korinther 12, 4-7
Und noch im selben Kapitel entfaltet Paulus das Bild eines menschlichen Körpers und schreibt davon, dass keine Gabe gering geschätzt werden darf, auch wenn sie noch so unbedeutend erscheint. Und keine Gabe darf überhöht werden, auch wenn sie noch so wichtig erscheint.
Darum kann das Auge nicht zur Hand sagen: »Ich brauche dich nicht!« Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: »Ihr seid überflüssig!« Vielmehr sind gerade die Teile des Körpers, die schwächer und unbedeutender erscheinen, besonders wichtig.
1. Korinther 12, 21-22
Von daher stelle ich heute die K-Frage: was sind Ihre Kompetenzen? Was sind Ihre Gaben? So selbstverständlich die Frage erscheint, so schwer tun wir uns damit, sie zu beantworten. Was kann ich gut? Welche meiner Fähigkeiten tun mir oder anderen gut? Nehmen Sie sich doch mal einen Moment Zeit. Schreiben Sie doch mal Ihre Kompetenzen auf, Ihre Stärken, das, wofür Sie sich begeistern können. Und schauen Sie dann mal auf Ihren Zettel und prüfen Sie, ob Sie Ihre Gaben wirklich einbringen können: in der Familie, am Arbeitsplatz, in der Gesellschaft, in der Kirchengemeinde.
Gott hat Sie wunderbar geschaffen. Er hat Ihnen ganz viele Begabungen mit auf den Weg gegeben. Vielleicht nicht die Gabe, Kanzlerin oder Kanzler zu sein. Aber was ist Ihre Bestimmung? Was ist Ihr Platz in der Welt, Ihr Auftrag, Ihre Mission? Eine Frage, die wir uns zeitlebens stellen sollten: wer bin ich? Was kann ich? Was kann ich einbringen? Schauen Sie doch noch einmal in das zwölfte Kapitel des ersten Korintherbriefes. Ihre Gaben kommen von Gott, und mit Ihren Gaben dürfen Sie in Ihrer kleinen oder großen Welt an Gottes Reich mitbauen.
Die K-Frage wird sich klären, so oder so.
Ihr Hartmut Görler