Das Wort zum Tag

Karfreitagsgedanken

Ein Raum mit dunklen Mauern
Und mittendrin ein Licht
Es zittert zum Erschauern
Wie Todesengel lauern
Die dunklen schwarzen Mauern
Sie reflektieren nicht
Und absorbiern das Licht

Es scheint sie halten dicht
Ersticken jede Sicht
Die Todesengel kauern
Und feixen auf den Mauern
Bis Er, der Eine, spricht
Auslöschen lass ich nicht
Das noch so kleine Licht

Die Grundfesten erschauern
Ein Riss geht durch die Mauern
Ein Strahl fällt klein und schlicht
Das Dunkel ächzt und bricht
Und drinnen wird es licht

Liebe Leserin,
lieber Leser,

heute ist Karfreitag. Der christlichen Tradition nach begehen wir heute den Tag, an dem Jesus von Nazareth gefoltert und umgebracht wurde. Die mythischen Geschichten des Neuen Testaments erzählen diese Geschichte so, dass Jesu Tod kosmische Wirkungen auslöste: Der Himmel verdunkelte sich eine Zeitlang. Gräber gingen auf. Der Vorhang im Allerheiligsten des jüdischen Tempels zerriss. Die Evangelisten wollten sagen: Hier stirbt nicht nur ein einzelner Mann. Hier geht es um den Tod überhaupt. Und um das Leben, wie es in der Schöpfung eingerichtet ist. 
Wir haben die Chance, diesen Mythos auf uns wirken zu lassen, indem wir das Dunkel für einen Augenblick zulassen. Denn es ist da, auch in unserem Leben, das Dunkle. Auch meine Seele hat einen Schatten. Auch ich schaue in Abgründe. Und sie gehören zu mir, auch wenn ich lieber fröhlich bin. 
Die Botschaft des Neuen Testaments ist: Das Dunkle muss wahrgenommen und empfunden, ja durchlebt werden, damit das Leben wieder real wird. Und wenn dann das Leben siegt, ist auch das Dunkle nicht mehr dunkel, sondern nur ein Teil des Lichtes Gottes. 

Einen guten Good Friday, wie die Briten sagen, wünsche ich Euch und Ihnen!

Ihr und Euer Tom Damm