Ein unerwartetes Geschenk
Ich möchte Ihnen von einer kleinen, aber feinen und berührenden Nettigkeit erzählen:
Ein hochbetagter Mensch wurde kirchlich bestattet. Die Zahl der auf dem Friedhof anwesenden Personen war überschaubar. Es waren überwiegend ältere Menschen. Alle trugen eine Maske. Es war ein würdiges und stimmiges Abschiednehmen am Grab, selbst das Wetter spielte mit. Anschließend stand man noch ein wenig (mit Abstand) zusammen für kleine persönliche Gespräche.
Normalerweise hätte es jetzt ein Beerdigungskaffeetrinken gegeben, zumal einige Personen von auswärts kamen. Aber in Corona-Zeiten ist alles anders, und bei einer Bestattung fehlen jetzt auch wichtige und trostvolle Rituale: etwa sich im Anschluss in den Arm zu nehmen oder zumindest die Hand zu schütteln, trostvolle Nähe zu spüren, aber auch, sich wieder des Lebens zu vergewissern beim anschließenden Beisammensein. Umso mehr sind jetzt kleine Zeichen gefragt, wie der empathische Blickkontakt und die Worte, die man sich zuspricht.
Doch von dem, was sich die Familie, ganz im Sinne der verstorbenen Person, für die Anwesenden, den Pastor mit eingerechnet, ausgedacht hatte, war ich sehr überrascht. Allen Anwesenden überreichte die Familie mit netten Worten eine kleines Tütchen, schön verpackt mit Schleifenband und einem kleinen Dankeskärtchen.
Zu Hause öffnete ich gespannt mein Tütchen und war sichtlich gerührt: das Tütchen enthielt drei kleine, je in Cellophan eingepackte, selbst gebackene Stückchen Kuchen. „Beerdigungskuchen to go“.
Mir hat der Kuchen geschmeckt – und ich musste daran denken, dass auch die übrigen Beerdigungsgäste an diesem Tag ihr Tütchen öffnen und den Beerdigungskuchen essen – sicher mit einem dankbaren Lächeln und einer dankbaren Erinnerung an den Menschen, von dem sie am Mittag Abschied genommen haben.
Wenn auch in diesen Wochen manches fehlt und schmerzt, so hat mir das geschenkte Tütchen etwas gelehrt: mit Kreativität und Liebe lassen sich kleine, aber feine und berührende Zeichen des Miteinanders setzen.
In diesem Sinne ein Dank an die Familie für die schöne Idee, die ich, so oder abgeändert, zur Nachahmung nur weiterempfehlen kann.
Mit guten Wünschen und lieben Grüßen
Ihr und Euer Achim Dreessen
Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist;
Psalm 34,8
wohl dem, der auf ihn traut.