Das Wort zum Tag

#Marathon#Durchhalten

Der erste Marathon-Mann war 490 v.Chr. mit der Nachricht von dem Sieg der Griechen über die Perser unterwegs. Jahrtausende vor unserem digitalen Zeitalter gab es für solche Nachrichten vielleicht keine andere Übermittlungsmethode. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hat die Nachricht ihn beflügelt und genau 42,195 Kilometer in erster Weltrekordzeit von dem griechischen Hafenort Marathon nach Athen laufen lassen. Die Nachricht war es wohl wert. 

Es gibt sie heute noch, die Marathon-Menschen, Ausdauersportler*innen, die es reizt bei ihrem eigenen Körper über die Grenzen zu gehen. Nicht nur gut 42 km, sondern beim Ultramarathon das Mehrfache, oder beim Iron-Man vorgeschaltet auch noch die Ultraweite im Schwimmen und Radfahren. Für diese eisenharten Ultra-Sportler*innen geht es oft gar nicht um den Sieg, gar nicht darum erste zu sein, sondern darum überhaupt anzukommen, überhaupt diese persönliche Herausforderung zu bestehen. Der Sieg über die eigenen Grenzen ist es wert, sich so zu verausgaben.  

Ich sage es gleich: Ich gehöre nicht zu den Marathon-Menschen. Ich weiß nichts von dem Flow-Zustand, in den der Adrenalinstoß Menschen versetzen kann, die beim Laufen an ihre Grenzen kratzen. Ausdauersportarten sind nicht meine Sache, und auch nicht Ausdauerfasten, Ausdauerpilgern oder Marathon-Challenges fürs Guinness-Buch oder so. Ich bin gerne wach und mit voller Aufnahmefähigkeit unterwegs und halte meine Grenzen auf Abstand, in dem ich mich peu á peu steigere, wenn nötig.

Trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – hat mich ein Zeitungsartikel über das „Durchhalten im Corona-Marathon“ angesprochen. Der Marathon-Experte berichtet, wie man sich mental auf einen Marathon einstellen kann. Ein wichtiger Punkt ist der Flow-Zustand in den man sich im Laufen bringt. Nicht nachdenken über das nächste Zwischenziel, die nächste Wegmarke, sondern sich selbst im Rhythmus halten und fast meditativ Sätze vor sich hinmurmeln, auf die man sich fokussiert, ganz ausgerichtet sein auf das Tun, das Laufen, das Atmen. So kann man ganz in sich versinken und alles vergessen, was die eigenen Grenzen aufzeigt. So habe ich ihn verstanden.

Ob mir das beim Corona-Marathon helfen kann? Tun, was immer zu tun ist. Mir einen Rhythmus suchen, auf den ich mich ganz ausrichte. Darin versinken und nicht immer auf die nächste Wegmarke schielen, das Wie-Lange-Noch im Kopf haben. Der Volksmund sagt: „In der Länge liegt die Last“. Genauso empfinde ich diese Ausnahmesituation – eine Last, die sich erst dadurch richtig zeigt, dass das alles andauert. Mich immer wieder neu zu motivieren, mich am Laufen zu halten, nicht müde zu werden – das ist nach so langer Zeit der Ausnahme schwierig. Ich kann mir vorstellen, dass mir dafür ein Rhythmus hilft, ein Fokussieren auf einen wiederkehrenden Gedanken oder Satz, ein Versinken in einem Ritual, das mich immer neu ausrichtet. 

Aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.  

Jesaja 40,31

Diesen Mutmachsatz finde ich beim Propheten Jesaja, der etwas vom Durchhalten in Ausnahmezeiten versteht. Vielleicht ist dies mein Satz zum Versinken im Corona-Marathon. Vielleicht schält sich aus ihm ein Rhythmus heraus: 

„Auf Gott harren – auf Gott harren – auf Gott harren“ 
„Nicht müde, nicht müde, nicht müde, nicht müde, nicht müde, nicht müde, nicht müde“

– gebetsmühlenartig vielleicht, aber auch ermutigend. Gott schenkt mir neue Kraft, die mir Aufschwung gibt. Auf Gott will ich zulaufen, selbst wenn ich ermatte. 

In diesem Sinne: Bleiben Sie im Rhythmus und lassen Sie sich neu ausrichten! Bleiben Sie zuversichtlich!

Ihre Claudia Bitter