Das Wort zum Tag

Mittwoch, 15. April 2020

Ostern neu gewonnen

Ostern war nicht so, wie es immer war. Nein, wirklich nicht. Das steht fest.

Es war ein Ostern ohne. Ohne Gottesdienst, ohne Osterfeuer, ohne Osternacht, ohne Osterfrühstück in der Gemeinde, ohne gemeinsam gesungene Osterlieder, ohne Familienbesuch, ohne Osterferienurlaub, ohne Osterausflüge und ohne Osterstaus im Osterverkehr auf den Autobahnen. Ohne so vieles, was in unseren Augen zu Ostern dazu gehörte. 

Aber dafür war es auch ein Ostern mit – mit vielen Menschen, die es daheim erlebt haben, mit Spaziergängen ganz in Ruhe, mit Telefonieren und mit neuentdeckten technischen Möglichkeiten, mit Skypen und Zoomen, mit Videoandachten und mit Zeit, viel Zeit für spontane Einfälle. Da habe ich mich inspirieren lassen bei einem Treffen im Supermarkt, als der doch Hefe hatte (Danke Frau Materla!). Und habe einfach mal Zeit gehabt zum Osterzopf backen. Ostern mit selbstgebackenen Osterzopf – einfach mit doppeltem Rezept, weil plötzlich der Bäcker außer Brot und Kuchen auch Mehl verkauft hat. Da konnten wir bei unserer Fahrradtour am Ostersonntagnachmittag einen kurzen Zwischenstopp bei Freunden machen und ein Osterbrot zu ihnen bringen. Mit Abstand natürlich – aber eben persönlich. Es war auch ein Ostern mit vielem, was schön war und was es wertvoll gemacht hat. Ostern mit – sozusagen…Bei manchem habe ich gedacht: Das könnten wir doch an Ostern und auch an Karfreitag immer so machen. Ein Kreuz auslegen und Menschen die Möglichkeit geben, eine Last dort abzulegen – so wie in diesem Jahr in Villigst an der Kirche und am Johanneshaus in der Schwerter Heide. Als ob wir nur in Corona-Zeiten belastet wären. 

Und wir können uns in jedem Jahr daran erinnern lassen, dass das Osterfest in uns die Hoffnung blühen lässt. So vieles ist schwarz und dunkel und leer und trocken – aber so vieles blüht auch in unserem Leben. Nach dem Tod wird das Leben neu blühen. Das ist die Zuversicht, die wir von Ostern her haben. Und dann schaue ich auf das Blütenkreuz an der Kirche, das am Ostersonntag von vielen Menschen bepflanzt und begossen wurde. Hoffnung blüht auf. 

Und vielleicht entstehen so neue Rituale zu Ostern. Und später wird man sagen: 

„Zu Karfreitag – da bleibe ich zuhause und mache einen Spaziergang zur Kirche. Ich muss etwas loswerden bei Jesus.“ Oder: 

„Blumen pflanzen an der Kirche im Kreuzbeet – das hat doch schon immer zu Ostern gehört!“

In diesem Jahr haben wir Ostern nicht verloren, sondern neu für uns gewonnen. Darum noch einmal „Frohe Ostern!“

Ihre Claudia Bitter