Zum Tod von Orgelbaumeister Daniel Kern

Eine traurige Nachricht gelangte in diesen Tagen nach Schwerte. Der Erbauer der neuen Orgel in der Marktkirche St. Viktor, Orgelbaumeister Daniel Kern ist im Alter von 69 Jahren gestorben. Das ist eine Zäsur in der Ära des elsässischen Orgelbaus, die von der Straßburger Orgelbauwerkstatt „Daniel Kern Manufacture d´Orgues“ (St. Viktor) und der nach wie vor bestehenden Orgelbauwerkstatt „Manufacture d´orgues Muhleisen Straßburg“ (Johanneshaus) maßgeblich mit geprägt wurde. Im Jahr 1953 wurde auf Anregung und unter Mithilfe von Albert Schweitzer die Orgelbauwerkstatt „Alfred Kern und Söhne“ in Straßburg-Kronenburg gegründet. 1977 übernahm der Sohn Daniel Kern die Leitung der Werkstatt. Etwa um das Jahr 2010 schlossen sich die Werkstätten von Daniel Kern und seines Onkels Gaston Kern zusammen. War die eine Werkstatt für Restaurierungen zuständig, wurden in der anderen Werkstatt Neubauten geplant und durchgeführt. Die Leitung der damit größten französischen Orgelbauwerkstatt lag in den Händen von Daniel Kern. Zahlreiche historische Orgeln in Frankreich, vor allem aus der Dynastie Silbermann, aber auch vom romantischen Großmeister Cavaille-Coll wurden behutsam unter Mitwirkung der Denkmalpflege restauriert. Orgelneubauten entstanden in zahlreichen französischen Dom- und Stadtkirchen, aber auch in Deutschland (Frauenkirche Dresden, Marienkirche Berlin, Musikhochschule Frankfurt), in Österreich, Russland, USA, Taiwan und vor allem in Japan. Noch im Frühjahr war Daniel Kern eineinhalb Monate auf Wartungsreise in Japan, um die dortigen 12 großen Konzertorgeln zu betreuen. Für die kommenden Monate war die Intonation, die klangliche Realisierung einer großen Orgel mit 80 Registern in Moskau vorgesehen. Zudem war Orgelbaumeister Kern damit befasst, in der Nähe von Bordeaux ein Museum für Orgelbau einzurichten. All diese Aktivitäten sind nun zum Erliegen gekommen. 

Viele Jahre der Diskussion, Planung und Spendensammlung lagen hinter den Verantwortlichen in der Ev. Kirchengemeinde Schwerte, als am 1. Advent 2014 die Orgel in St. Viktor festlich eingeweiht werden konnte. Das Werk der Straßburger Orgelbauwerkstatt „Daniel Kern Manufacture d´Orgues“, eine der wenigen französischen Orgeln im westdeutschen Raum, ist ein wesentlicher Farbtupfer in der westfälischen Orgellandschaft. Am 1. Advent dieses Jahres kann die Ev. Kirchen-gemeinde auf 5 Jahre mit dieser klangschönen Orgel zurückblicken. Zahlreiche Konzertorganisten (z. B. Frauenkirchenkantor Matthias Grünert Dresden oder der ehemalige Domorganist des Wiener Stephansdomes, Prof. Peter Planyavsky) waren voll des Lobes über diese Orgel. 

Orgelbaumeister Daniel Kern

Wir sind traurig über den Verlust von Orgelbaumeister Daniel Kern, der mit seiner großen Fachkenntnis und seiner immensen Erfahrung über Europa hinaus sich einen Namen verschafft hat. Wir sind zugleich dankbar für die Jahre der Zusammenarbeit, für seine Menschlichkeit, sein Einfühlungsvermögen, seine Beständigkeit. Niemand konnte ahnen, dass diese Schwerter Orgel das endgültig letzte Instrument aus der Hand von Daniel Kern sein würde. Bei guter Pflege wird es zahlreichen Generationen in Gottesdiensten und Konzerten dienen, die ungebrochene Freude daran erhalten und den Namen Daniel Kern unvergessen weitertragen.                                                                         

Kantor i. R. Klaus Irmscher