Die evangelische Jugend zu Besuch im Schwerter Hospiz

Ein Hospiz ist ganz anders, als man es sich vorgestellt hat

Selbstgebasteltes und Selbstgebackenes hatte die evangelische Jugend auf dem Schwerter Weihnachtsmarkt angeboten und den Verkaufserlös von 1.000,- € dem Schwerter Hospiz im Alten Dortmunder Weg gespendet.

„Als wir sahen, wie engagiert die jungen Menschen die beiden Tage zugunsten unseres Hospizes verkauft haben, haben wir sie sofort zu uns ins Haus eingeladen“, erinnert sich Jochen Bösel-Agel, der Vorsitzende der Schwerter Hospiz-Initiative. Ein Besuchstermin war dann schnell abgemacht. „Wir hatten eigentlich alle ein mulmiges Gefühl, als wir an der Haustür standen und die Klingel drückten“, berichtet Tabea Kohhaas, die Leiterin der Gruppe. „Man rechnet mit einer gedrückten Stimmung, einer düsteren Atmosphäre und die ersten Schritte ins Haus sind von Beklemmung begleitet“, waren sich alle 8 Jugendlichen einig. In dieses Bild passte der Hund, der sich neugierig der Besuchergruppe näherte schon einmal nicht. Er gehörte zu einem Hospizgäste. „Darum geht es hier im Hospiz“, erklärte Martina Jeglorz, die Pflegedienstleiterin des Hauses. „Es geht um den Gast mit seinen Wünschen und Bedürfnissen und darum, seine verbleibende Lebenszeit würdig begleitet und selbstbestimmt zu gestalten.“ Die Gruppe erfuhr, dass es im Hospiz keine festen Essens- und Pflegezeiten gibt, die Zimmer mit persönlichen Gegenständen ausgestattet werden können, An- und Zugehörige jederzeit zu Besuch kommen und auch im Haus übernachten. „Tiere sind ganz oft im Haus“, sagte Martina Jeglorz und berichtete von einem ausgewachsenen Pferd, das man durch die Balkontüre bis ins Zimmer eines Gastes geführt hat. Hier wollte ein älterer Herr noch einmal das Pferd seine Enkelin sehen, um das er sich lange mitgekümmert hatte.

Wie bedeutsam die Spende der evangelischen Jugend war, wurde der Gruppe bewusst, als Jochen Bösel-Agel erklärte, dass jeder Träger eines Hospizes 5% der anerkannten Kosten des Betriebs als Eigenanteil selbst aufbringen muss, im Schwerter Fall ca. 150.000,- € jährlich und dass dies nur durch Spenden und Vermächtnisse möglich ist. Zwei Stunden dauerte der Aufenthalt mit vielen Fragen und noch mehr Antworten und Einsichten, einschließlich des Rundgangs durchs Haus. Auf die Frage am Ende, ob es einen Unterschied gibt zwischen dem Gefühl zu Beginn und zum Ende des Besuchs, kam als einhellige Antwort: „Es ist hier ganz anders, als erwartet. Es ist gar nicht düster, sondern hell und freundlich. Die Hospizgäste sterben im Haus, aber bis dahin geht um das Leben, um leben bis zuletzt. So haben wir das zu Beginn nicht gesehen und gemerkt, dass wir richtig entschieden haben, den Erlös unseres Standes auf dem Weihnachtmarkt dem Hospiz zu schenken.“