Das Wort zur Wochenmitte

Liebe Leserin,
lieber Leser!

Geht es Ihnen manchmal auch so? Sie haben das Gefühl, für Augenblicke aus dem bewegten Alltag aufzutauchen, sich das bunte und manchmal auch besinnungslose Treiben rund um Sie herum anzuschauen und zu denken: 
Warum ist das so? 
Warum gehen alle ihren so wichtigen Aufgaben, Terminen, Beschäftigungen nach? Ohne Pause? Ohne nachzudenken? 
Warum bewegen sich so viele Menschen in einem Hamsterrad? 
Und kommen – symbolisch gesprochen – darin um? 

Wir wissen doch, dass die Folgen unseres stressigen Daseins lebensverkürzend sind. Wir wissen doch um die aktuellen Zivilisationskrankheiten, zuallererst die Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch die meisten machen einfach weiter.
Kennen Sie auch diese Geschichten? Da kommt jemand nach dem Schlaganfall und der nachfolgenden Kur wieder nach Hause, lebt einige Wochen umsichtiger und fällt dann wieder in die alten Muster zurück. Wie oft wurde mir das schon erzählt!

Der jüdische Philosoph Martin Buber nennt dies Verhalten „das Getriebe“ und „der Wirbel“, aber auch „das Gefängnis“. Und er empfiehlt, dass wir mitten in unserem Lebens-Getriebe, in unserem bewegten Treiben das Innehalten lernen: für Augenblicke anhalten, aussteigen und in der Stille das suchen und finden, was unsere Seele nährt: innere Gelassenheit. Und die Begegnung mit Gott. Seine Stimme ist selten im Getöse, aber durchaus in der Stille zu vernehmen. 

Wenn ich aussteige aus meinem Getriebe, und sei es nur für eine Viertelstunde, dann helfen mir gute Worte, in denen ich ihn selbst sprechen höre. Zum Beispiel in folgenden Jesaja-Wort:

„Gott spricht zu dir: Fürchte dich nicht. Denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.“

Altes Testament, Buch Jesaja, Kapitel 40, Vers 1. 

Und nach so einer Pause und solch einem stärkenden Zuspruch gehe ich gestärkt wieder an meine Aufgaben. Diese kleinen, stärkenden und sinnstiftenden Pausen wünsche ich Ihnen auch. Wir können sie uns nehmen. Einfach so!

Ihr und Euer Tom Damm

Die Krähe

Da setzt sich eine Krähe 
ganz oben in den Baum.
Ich halte an und stehe 
und geb dem Schauspiel Raum.

Sie blickt in tiefer Stille 
von ihrem hohen Ast 
hinunter in die schrille 
und sinnentleerte Hast.