Das Wort zur Wochenmitte

„Wachet und betet“

Liebe Leserin, Lieber Leser,

dies ist mein erstes Wort zur Wochenmitte seit Ausbruch des Krieges gegen die Ukraine. 

Bis dahin hatte ich meine Worte digital abgespeichert im Ordner „In Corona-Zeiten“. Wie nenne ich ihn nun? Und was soll ich zur Stärkung und zur Ermutigung schreiben? Ich weiß es nicht – und ich begreife so vieles nicht. 

Mit den Mahnwachen und Friedensgebeten dieser Tage, mit sozialen Hilfen und finanziellen Spenden können wir zwar nur etwas, aber doch Wichtiges tun. Auch für uns selbst ist dies eine Hilfe, um nicht der Ohnmacht und der Resignation vor der Macht des Faktischen zu erliegen. 

Es soll uns nicht ergehen wie dem Kaninchen, das voll Schrecken vor der Schlange erstarrt. Dem Kaninchen kann dieser Reflex sogar das Leben retten, denn eine Schlage sieht schlecht und mag das vor Angst erstarrte Kaninchen nicht als leckere Speise erkennen.

Wenn jedoch wir erstarren, dann gleichen wir den Jüngern Jesu, die ihren Rabbi bei seiner Gefangennahme im Stich gelassen haben. „Wachet und betet mit mir“, dies waren die Worte, die Jesus seinen Jüngern an jenem Abend im Garten Gethsemane aufgetragen hatte. 

„Wachet und betet“ – auch wenn wir vieles nicht begreifen, auch wenn uns der Schmerz und die Übermacht des irren politischen Geschehens zu lähmen droht, so sind diese schlichten Worte hilfreich: „Wachet und betet“. Auch wenn wir uns schwer tun, passende Worte zu finden und statt dessen nur eine stille Klage gen Himmel senden, so kann uns bereits dies Kraft geben und Klarheit schenken zum Tun des uns im Moment Gebotenen. Die Gottesdienste, die ich am Sonntag mitgefeiert habe, sie taten den Anwesenden und mir gut und waren eine innere Stärkung. 

Als Glaubensbekenntnis sprachen wir dabei die trostvollen Worte von Dietrich Bonhoeffer, die auch im Evangelischen Gesangbuch unter EG 813 abgedruckt sind:

Ich glaube,
dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.

Ich glaube,
dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.

Ich glaube,
dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete
und verantwortliche Taten  wartet und antwortet.

EG 813

Ihr/Euer Achim Dreessen