Das Wort zur Wochenmitte

Mittwoch, 17.11. dritter Mittwoch im November 2021, nichts Besonderes, oder?

Buß – und Bettag ist heute.

Buß – und Bettag?  

Ach so, das war doch mal früher ein Feiertag, ein schöner freier Tag mitten in der Woche, vor etlichen Jahren weggefallen zur Finanzierung der Pflegeversicherung. 

Buß – und Bettag?

Wenn wir das Wort Buß oder büßen hören, fällt uns vielleicht sofort ein:

„Das sollst du mir büßen!“, wenn uns jemand etwas angetan hat.

Das sollst du mir büßen! Ich will Rache für erlittenes oder auch nur vermeintliches Unrecht. Aber Rache, wie auch immer die aussieht, beendet nicht das Unrecht, sondern setzt eine Dynamik in Gang, die am Ende nur Verlierer kennt.

Mir fällt Johannes des Täufer ein, der die Menschen aufforderte:

Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.

Matthäusevangelium, Kapitel 3, Vers 2

In der Übersetzung der Basisbibel heißt es: „ Ändert euer Leben! Denn das Himmelreich kommt jetzt den Menschen nahe!“

Wir sollen unser Leben ändern, weil das Himmelreich nah ist. Diese Aufforderung des Johannes ist gar nicht so utopisch. Mir fällt dazu ein, dass wir die Schöpfung bewahren sollen. Dazu muss ich auch meinen Beitrag leisten, nicht nur die anderen.

Ich bin es meiner vierzehnjährigen Nichte schuldig, dass sie eine Zukunft hat.

Buße tun: Einsicht in mein Fehlverhalten haben, aus der Einsicht heraus aber auch die Konsequenzen ziehen – das ist gar nicht so leicht und vielleicht werde ich von meinen Schuldgefühlen immer wieder eingeholt. Man denke nur an Martin Luther, der fast daran kaputt gegangen wäre, bis er begriffen hatte, dass alle Anstrengungen und alle Buße sein Leben nicht leichter gemacht hätte, sondern die Erkenntnis, dass Gott gnädig mit unserer Schwäche umgeht und Buße tun einen Neuanfang möglich macht.

Im Vertrauen darauf kann ich mit Psalm 51 beten:

Öffne mir das Herz,
damit ich neu sehen lerne für die Zukunft.
Lass mich nicht aus den Augen
und versage mir nicht deine liebende Hilfe.
Gib mir wieder Schwung durch deine Nähe
und schenke mir die Willenskraft,
dass ich es schaffe.
Ich will auch anderen, denen es ähnlich geht wie mir,
weitersagen, dass du nicht  nachträgst.
Aus dem Dunkel meiner Gedanken wird Helligkeit,
Gott, durch deine Herzlichkeit.
Gib mir Worte für das Wunder der der neuen Freiheit.
Opfer willst du ja nicht.
Aber ein Herz voller Angst und Sorge 
findet bei dir bestimmt Antwort.

aus: Peter Spangenberg: Höre meine Stimme

Ihre Dorothe Müller