Das Wort zum Tag

Ostermontag, 13. April 2020

Das Wort zum Tag

Vor einigen Jahren habe ich einen Gottesdienst besucht, der mir sehr im Gedächtnis geblieben ist.
Die Kirche war dunkel. Und dann begann eine Trompete zu spielen.
CHRIST IST ERSTANDEN
Das war ein richtiger Gänsehaut-Moment.
Dieses alte Lied gehört für mich untrennbar zu Ostern wie „O du fröhliche“ zu Weihnachten.
Das Lied hat aber noch aus einem anderen Grund eine besondere Bedeutung für mich.
1977 war ich in Berlin auf dem Kirchentag. Dort wollte ich unbedingt an einer Bibelarbeit zum Römerbrief teilnehmen, die der bekannte Neutestamentler Professor Käsemann halten wollte.
Dicht gedrängt und erwartungsvoll saßen wir in der Halle.
Der Professor kam, schleppend und gebeugt wurde er auf die Bühne geleitet. Jemand informierte uns, dass der Professor eben erfahren habe, dass seine Tochter in Chile von Militärs angeblich auf der Flucht erschossen worden sei. Zu der Zeit herrschte in dem Land eine Militärdiktatur.
Im ersten Moment war es in der Halle ganz still, dann fing jemand das Lied an zu singen. Wir gingen alle bis vor die Bühne und sangen mit.

Des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein. Kyrieleis

Der Professor war in der Lage, die Bibelarbeit zu halten, getragen von dem Lied und der Gemeinschaft. Ich weiß nicht mehr, was er gesagt hat, aber ich habe einen kleinen Eindruck davon bekommen, was Ostern bedeutet: Kein billiger Trost, sondern Kraft und Mut, in schwierigen Situationen nicht aufzugeben, sich getragen zu fühlen und trotz aller Widrigkeiten des Lebens noch Freude zu haben und zu geben.

Halleluja, Halleluja,Halleluja! Des solln wir alle froh sein. Christ will unser Trost sein. Kyrieleis.

Ihnen allen eine gute Woche! Die Osterfreude ist am Montag Abend nicht vorbei.

Ihre Dorothe Müller