Hoffnungszeichen zu Ostern
Was weiß die Raupe schon vom Fliegen, vom Sich Hinauftragen Lassen in milden Lüften, von duftenden Blütenkelchen, vom Blütennektar usw. usw. Nichts. Sie kriecht von Blatt zu Blatt und frisst sich durch. Von der Leichtigkeit des Schmetterlings ist dabei nichts zu erkennen.
Und dann das Verpuppen – sich einspinnen, sich zurückziehen, ganz zur Ruhe kommen, wie tot sein – so wirkt es doch – auch bei der Puppe erinnert nichts an Schmetterlinge. Aber zuletzt schlüpft ein Schmetterling aus der Puppe mit noch ganz knitterigen Flügeln und hebt sich auf in den Himmel, lässt die Raupe und die Puppe hinter sich, wird ein ganz neues Wesen. Nur so kann die Raupe zum Schmetterling werden.

In der Naturwissenschaft heißt das „Metamorphose“. Sicher können Entomolog*innen (=Insektenforscher*innen) beschreiben, was dabei passiert. Aber für mich als Außenstehende ist es ein Geheimnis des Lebens, wie die ganze Schöpfung voller Geheimnisse ist.
Ostern ist das Fest der Auferstehung. Auch darin liegt ein Geheimnis des Lebens, das Geheimnis des neuen unvergänglichen Lebens bei Gott. Keiner kann es erklären – nur mit Bildern können wir beschreiben, was wir glauben.
Ein Bild für die Auferstehung ist das Bild der Metamorphose von der Raupe zum Schmetterling. Oder das Bild des Samens, der Form und Farbe total verliert und ganz Pflanze wird, um Frucht tragen zu können. Was hat ein Kirschkern schon von dem Baum, der aus ihm wachsen kann.
Dieses Bild hat Paulus im Kopf, wenn er die Auferstehung beschreibt:
„So ist es auch mit der Auferstehung der Toten:
Was hier auf der Erde gesät wird, ist vergänglich.
Aber was auferweckt wird, ist unvergänglich!
Was hier gesät wird, ist unansehnlich.
Aber was auferweckt wird,
lässt Gottes Herrlichkeit sichtbar werden.
Was hier gesät wird, ist schwach.
Aber was auferweckt wird, ist voller Kraft.“
1. Korinther 15, 42-43
Neue Kraft, neue Herrlichkeit, neues Leben – unvergänglich. Ostern hat uns neu in dieser Hoffnung bestärkt.
In diesem Jahr auch mit einem Hoffnungszeichen aus Rom. Auch der vom Sterben gezeichnete Papst Franziskus, der noch mit letzter Kraft den Segen gespendet hat und sich in der Gemeinschaft der Gläubigen stärken ließ für seinen Weg aus diesem Leben, auch der ist für mich ein Hoffnungszeichen. Mehr Hoffnung auf neues Leben bei Gott kann ein Mensch nicht ausstrahlen. Ich wünsche ihm: Gott behüte seinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Lassen Sie auch uns auf die Hoffnungszeichen zu Ostern schauen und das Leben feiern – mitten im Leben, mitten am Tag, mitten im Neuanfang, mitten im Verlieren und Loslassen, mitten in Angst und Trauer, mitten in unserer Sehnsucht nach Sinn und neuen Zielen.
Das wünscht
Ihre Pfarrerin Claudia Bitter