Das Wort zur Wochenmitte

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Ihr Lieben,

Wir befinden uns in der Karwoche, der stillen Woche, die mit Karfreitag ihren Tief- oder ihren Höhepunkt erlebt. Tiefpunkt, weil die Kreuzigung Jesu uns vor Augen führt, wie grausam wir Menschen sein können, und wie Verblendung, Hass und manipulierte Massen unschuldigen Menschen furchtbares Leid zufügen – damals wie heute. 

Höhepunkt, weil Karfreitag der höchste evangelische Feiertag ist: Christus ist gestorben, um uns Menschen das Leben zu schenken. Es ist eine schwer zu verstehende Aussage, diese Botschaft der Vergebung aus Liebe und Gnade, diese Botschaft, dass wir versöhnt und befreit leben können.

Menschen möchten lieber auf das Schöne blicken als auf das Schwere, möchten lieber die Freuden im Leben erblicken als das Leid und die Sorgen, möchten lieber Ostern feiern als Karfreitag.

Doch es gibt nicht Ostern ohne Karfreitag, nicht Christi Auferstehung ohne Jesu Sterben am Kreuz. Es gibt auch nicht Licht ohne Schatten, nicht den Sonnenaufgang ohne das Dunkel der Nacht. Das letzte sind Naturphänomene. 

Karfreitag und Ostern sind  geistliche Geheimnisse. Sie sind die Grundlage dafür, dass wir befreit und getröstet, hoffnungsvoll und zuversichtlich, geliebt und liebevoll leben können und leben mögen.

Früher war die Karwoche tatsächlich eine streng stille Woche: kein Tanz, keine Vergnügungen. Heute ist sie für viele die erste Osterferien-Woche. Und für manche braucht ihr maskulines Testosterongehabe den Car-Freitag (mit Autorennen und Autotuning) anstelle des Karfreitag. 

Zeit für Ruhe und Mut zur Stille sind viel größere Zeichen persönlicher Stärke, gerade auch in der Karwoche, um das eigene Leben wieder in den Blick zu nehmen – mit seinem Licht und mit seinen Schatten, um das Leid der Welt nicht ausblenden zu müssen, und um sich neu darauf zu besinnen, was uns Kraft, Motivation und Ziel im Leben ist.

Gerade aus Karfreitag können wir die Hoffnung schöpfen, dass Gott selbst im Dunkel zu uns steht, und zu Ostern die Freude und Zuversicht, dass unser Leben durch seine grenzenlose Liebe hell und licht erleuchtet ist. Ein kleines, aber feines Symbol dafür ist die Taufkerze, die an der Osterkerze entzündet wird.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche und ein frohes Osterfest!

Achim Dreessen

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