Das Wort zur Wochenmitte

Das Ziel im Blick haben

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In den vergangenen Jahren habe ich immer mehr die Begeisterung für die Tour de France entdeckt. Eigentlich bin ich kein Mensch, der sich gerne Sportereignisse im Fernsehen anschaut, aber die Tour de France fesselt mich zunehmend. Ich liebe es mit meinem Mann stundenlang auf dem Sofa zu liegen und die einzelnen Etappen anzuschauen und mich mit ihm dabei über die Tour auszutauschen. Wir drücken den Ausreißergruppen die Daumen, freuen uns, wenn es wie in diesem Jahr im Kampf um das gelbe Trikot besonders spannend ist und sind fasziniert von den sportlichen Höchstleistungen der Radprofis, insbesondere in den anspruchsvollen Bergetappen. Natürlich gehören zur Tour de France auch die wunderbaren Einblicke in die Landschaft und die Kultur Frankreichs. Es ist das Ganze, das meinen Mann und mich, wie auch so viele andere Fans, an der Tour fesselt und begeistert. 

Beim Bibellesen stieß ich heute dann auf einen Bibelvers, der mich direkt an die Tour erinnert hat: 

Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist, und jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.

Phil 3,13f

Das spannende bei der Tour de France ist, dass der Fokus gleichzeitig auf dem Etappenziel und dem Gesamtziel liegt. Die Radfahrer müssen sich ihre Kräfte über die drei Wochen gut einteilen.

Vielleicht ist das Leben nach dem Tod, das mir verspricht, dass ich ganz bei Gott sein werde, wo meine ganzen Fehler und Unzulänglichkeiten vergessen sind, wo ich voll und ganz zuhause angekommen bin – hoffentlich vereint mit allen geliebten Menschen – mit diesem Gesamtziel vergleichbar. Aber manchmal stört mich dieses radikale Denken, das bei Paulus immer wieder auftaucht: Ich will doch nicht nur an das Leben nach dem Tod denken, wenn ich noch ein aufregendes Leben zu leben habe. Ich will doch jeden kostbaren Tag, der mir geschenkt ist nutzen und genießen. 

Über die Tour de France habe ich noch einen weiteren Zugang zu dem Bibelvers bekommen: Auf dem Weg zum Gesamtziel ist jede einzelne Etappe relevant. Jeder Abschnitt auf dem Weg ist wichtig und kann gefeiert werden. Auch das Leben hält viele solcher kleinen und großen Meilensteine bereit: Berufliche Erfolge, runde Geburtstage, Partnerschaften, die Geburten von Kindern und Enkelkindern und so viel mehr. Ich will auf dem Weg unbedingt alle Etappen genießen: die schönen Etappen, mit ihren spektakulären Aussichten aber auch die anstrengenden Etappen, in denen ich an meine Grenzen komme. Wenn ich solche Etappen meistere, macht mich das sogar besonders stolz und dankbar. 

Aber zugleich möchte ich bei all den aufregenden Etappen meines Lebens das Gesamtziel nicht aus den Augen verlieren. Gerade aus diesem Gesamtziel ziehe ich sogar meine Kraft und Motivation an jedem Tag. Es treibt mich an. Für mich ist das mein Glaube: Ich will Gott immer mehr kennenlernen und verstehen, ich möchte Gott noch näher sein. Ich möchte, dass Gott mir den Weg zeigt im Leben und mich zum Handeln antreibt. Er ist mein Ziel. Ich möchte mich wie bei der Tour de France auch vorwärtsbewegen und im Glauben wachsen, jeden Tag ein bisschen mehr. 

Amen.

Ihre Anthea Haacke