Das Wort zur Wochenmitte

Eine etwas andere Beziehung 

Foto: pixabay.com – sweetlouise

Liebe Leser*innen, 

jetzt bin ich zwar als Pfarrerin noch in meinen ersten Dienstjahren und doch kommt es schon zu Wiederholungen. So werde ich z.B. im Mai ein junges Paar trauen, das sich einen absoluten Klassiker als Trauvers ausgewählt hat. Obwohl ich insgesamt vermutlich noch keine 10 Trauungen gemacht habe, waren schon gleich mehrere zu diesem Vers:

Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch.

Rut 1,16

Diese Worte stehen im Buch Rut und erzählen von einer Schwiegertochter namens Rut, die sich entscheidet, nach dem Tod ihres Mannes bei ihrer Schweigermutter Noomi, die ebenfalls Witwe ist, zu bleiben. Rut verlässt sogar ihr Heimatland, um ihrer Schwiegermutter in deren Heimatland zu folgen. Gott wird in dieser Geschichte zwar nicht explizit erwähnt, aber ganz am Ende wird deutlich, er hat die beiden Frauen auf ihrem Weg begleitet, beschützt und gesegnet. Die Umstände im neuen Land fügen sich so, dass die beiden Frauen ein Zuhause finden und es ihnen gut geht. 

Den meisten Paaren ist dieser Fakt, dass es sich um Schwiegermutter und Schweigertochter und nicht um ein Liebespaar handelt, bei der Wahl des Verses gar nicht bewusst. Sie sind sogar oft irritiert darüber, finden den Vers aber als Satz trotzdem passend für ihre Beziehung.

Umso spannender fand ich es aber, dass bei meinem letzten Traugespräch das Paar meinte, es habe den Vers gerade aus diesem Grund ausgewählt: Sie meinten, es wäre für sie eine der innigsten Beziehungen in der Bibel. Die Tiefe der Beziehung der beiden Frauen geht weit über die Zuständigkeiten hinaus. Ihre Wege hätten sich auch trennen können, keine hat von ihnen dieses Maß an Fürsorge und Hingabe verlangt. Das macht eine gute Beziehung zwischen Menschen aus. Diese Tiefe und Innigkeit wünschten sich die beiden auch für ihre Ehe. 

Ich bin darüber ins Nachdenken gekommen und dachte: Wie schön ist das, dass Gott solche tiefen innigen Beziehungen segnet. Das kann eine Ehe zwischen Mann und Frau sein, oder in jeder anderen Kombination, muss aber gar nicht. Wenn Menschen sich entscheiden zusammenzuhalten und füreinander da zu sein, seien es Paare – Freunde – Verwandte, dann können wir um Gottes Segen bitten und auf seinen Begleitung vertrauen.

Amen.

Ihre Anthea Haacke