Das Wort zur Wochenmitte

Liebe Leserin, lieber Leser.

Bunt sind schon die Wälder,
Gelb die Stoppelfelder
Und der Herbst beginnt
Rote Blätter fallen
Graue Nebel wallen
Kühler weht der Wind.

Viele Leserinnen und Leser werden sich bestimmt noch an dieses Lied erinnern, können es
noch singen. Noch sind Ende September nicht alle Blätter bunt, aber Frühnebel gibt es schon hin und wieder. Kühler wird es allmählich auch. Der Herbst wird immer spürbarer.

In den weiteren Strophen des Liedes werden die schönen Seiten des Herbstes beschrieben:
Die Fülle der reifen Früchte, Tänze nach der Ernte, fröhliche Menschen.
Aber für manche Menschen zeigt der Herbst nicht die im Lied beschriebenen idyllischen Seiten.

Ich kenne Menschen die sich vor dem Herbst fürchten, ihn gleichsetzen mit Dunkelheit,
Kälte, mit Einsamkeit und Tod, vor allem im November. Die Erinnerung an die Toten der beiden Weltkriege, an Flucht, Vertreibung und Gewalt am Volkstrauertag, das Herrichten der Gräber für Allerheiligen und Totensonntag, all das stimmt viele Menschen traurig, macht sie vielleicht auch depressiv.
Ich kann diese Menschen verstehen. Die Veranstaltung zum Volkstrauertag im Bürgersaal sind
wirklich sehr berührend. Und am Totensonntag begegnen mir auf dem Friedhof Menschen, die ganz in ihrer Trauer gefangen zu sein scheinen.

„So dunkle Gedanken!“, werden Sie vielleicht sagen. Gewiss, aber Ende November verbindet sich die dunkle Jahreszeit für mich mit Freude und Hoffnung. Denn am Sonntag nach Totensonntag beginnt das neue Kirchenjahr mit dem 1. Advent. Und der Advent ist für mich verbunden mit dem Lied: „Seht, die gute Zeit ist nah, Gott kommt auf die Erde.“

Trotz der kürzer werdenen Tage, des Nebels, der schwermütigen Gedenktage wünsche ich
Ihnen, dass die Aussicht auf die Adventszeit mit dem Licht vieler Kerzen Sie gut durch die
Zeit bringt.

Ihre Dorothe Müller