Pfarrer Hartmut Görler als begeisteter Beobachter
Vom 31. August bis zum 8. September 2022 fand die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe statt. Er ist der Dachverband für christliche Kirchen aus aller Welt. In Karlsruhe waren über 350 Kirchen aus 120 Ländern vertreten. Rund 4000 Kirchenvertreterinnen und -vertreter nahmen an der internationalen Konferenz teil.
Einer der vielen Beobachterinnen und Beobachter war Pfarrer Hartmut Görler aus Schwerte. Die internationale Kirchenkonferenz stand unter dem Leitwort „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. „Jeder Tag“, so Pfarrer Görler, „orientierte sich an einem biblischen Text bzw. einer biblischen Geschichte“. So standen zum Beispiel die Geschichte des Barmherzigen Samariters, der Heilung des Blinden und der kanaanäischen Frau im Mittelpunkt. „Die Auslegungen waren oft bewegend und herausfordernd“, so Pfarrer Görler. Die Geschichten wurden aus der Sicht von Menschen ausgelegt, die von ihrer Gesellschaft oder von der Weltbevölkerung diskriminiert werden. Ein starker Fokus lag auf die lebensbedrohliche Lage von indigenen Völkern in der Karibik, die aufgrund des Klimawandels um ihre Existenz fürchten.
Eröffnet wurde jeder Tagungstag mit einem großen Morgengebet, das von internationalen Liedern und Texten unterschiedlicher Traditionen lebte. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten eine entsprechende Übersetzung zumindest in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch in ihrem Gottesdienstbuch lesen. „Hier wurde eine großartige Einheit gelebt und gefeiert“, so Pfarrer Görler. Orthodoxe Geistliche feierten mit geistbewegten Jugendlichen aus Afrika. Stramme Lutheraner aus Skandinavien beteten mit Frauen aus der Karibik. Ukrainisch Orthodoxe sprachen mit Russisch Orthodoxen. Ein gelebtes Miteinander als starkes Zeichen an die Welt. An den Vormittagen traf sich das Plenum und erlebte Musikbeiträge, Anspiele und moderierte Gesprächrunden mit Christinnen und Christen aus aller Welt zu verschiedenen Themen. Immer aber wurde der jeweilige Bibeltext zugrunde gelegt. Mal ging es um die Versöhnung mit der Schöpfung Gottes, mal um die Ganzheit des Lebens, mal um die Überwindung von Diskriminierung, dann wieder um das gemeinsame Zeugnis der Kirchen. Vor dem Mittagessen trafen sich die Delegierten in Kleingruppen zum gemeinsamen Austausch über den jeweiligen Bibeltext. Alle anderen beteiligten sich an einer öffentlichen Bibelarbeit. Zwischenzeitlich kamen die Delegierten für endlos viele Ausschusssitzungen zusammen, an denen die Beobachter ohne Rederecht teilnehmen konnten. Nach einem täglichen Workhop zu unterschiedlichsten Themen füllte sich am Abend erneut der Platz zwischen Kongress- und Schwarzwaldhalle, überspannt von einem riesigen Zeltdach.
„Die Vollversammlung war ein buntes Fest eines lebendigen Glaubens an den Gott der Bibel“, fasst Hartmut Görler seine Eindrücke begeistert zusammen. „Es war erlebbar, dass wir Menschen in unserer Verschiedenheit zusammengehören“. Die Vollversammlung war zugleich „ein Aufruf an die Politikerinnen und Politiker dieser Zeit und an die vielen Nationen der einen Welt, sich für Versöhnung und für die Bewahrung der Schöpfung einzusetzen“, so Pfarrer Görler. Die Jugendvertreterinnen und Vertreter drängten immer wieder auf konkrete Schritte: „Wir haben jetzt genug debattiert. Jetzt müssen unseren Worten endlich Taten folgen!“.
Hartmut Görler ist nicht nur Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Schwerte. Er ist ferner Vorsitzender des Synodalausschusses für Mission, Ökumene und Weltverantwortung des Kirchenkreises Iserlohn. Er blickt auf zwei Jahreseinsätze in Botswana und Tansania zurück und hat mehrere Jugenddelegationen nach Dar Es Salaam geleitet. Auf dem Bild zusammen mit Pfarrer Emmanuel Boango, dem Ökumenischen Mitarbeiter des Kirchenkreises aus dem Kongo, zur Zeit wohnhaft in Letmathe.