Kirchengemeinde rückt im St. Viktor Ensemble zusammen 

Große Veränderungen stehen an

Foto: Hartmut Görler

Im Rahmen der diesjährigen Gemeindeversammlung hat Pfarrer Hartmut Görler, Vorsitzender des Presbyteriums, die Gemeindeöffentlichkeit auf einschneidende Veränderungen vorbereitet. Sie sind vor allem hinsichtlich der Pfarrstellen zu erwarten und im Bezug auf die gemeindlichen Gebäude.

Pfarrstellensituation

Zum 1. Januar 2026 verändert sich die Berechnungsgrundlage für die Pfarrstellen in der Evangelischen Kirche von Westfalen. Legt die Landeskirche aktuell 3000 Gemeindeglieder für eine Pfarrstelle zugrunde, werden es zum 1.1.2026 4000 Gemeindeglieder sein. Das heißt: in bereits 13 Monaten hat unsere Kirchengemeinde nicht mehr einen rechnerischen Anspruch auf vier Pfarrstellen wie aktuell, sondern nur noch auf 2,5 Pfarrstellen. 

Die Evangelische Kirchengemeinde muss davon ausgehen, dass etwa 1,5 Pfarrstellen ausgelagert und außerhalb unserer Kirchengemeinde eingebracht werden. 

Wer von den 4 Schwerter Pfarrerinnen und Pfarrern was wo und ab wann einbringen wird, ist heute noch völlig unklar.

Hinzu kommt, dass im unmittelbaren Umfeld die ersten Pfarrstellen frei werden und wahrscheinlich unbesetzt bleiben. Sie haben es gelesen: vor ein paar Tagen wurde Pfarrer Gössling verabschiedet; wir sprechen bei der Kirchengemeinde Ergste von einer vollen Stelle. 

Bereits im September diesen Jahres wurde unser evangelischer Krankenhausseelsorger verabschiedet, Pfarrer Dr. Matthias Hoof. 

Auch hier wird es keinen Nachfolger geben bzw. keine Nachfolgerin. 

Im Frühjahr wird eine halbe Stelle in der Kirchengemeinde Hennen frei, und zwar in Kalthoff, aktuell besetzt mit Pfarrerin Zywitz. 

Ebenfalls im Frühjahr verabschiedet sich der Seelsorger im Meta-Bimberg-Haus, Pfarrer Ruck. Im Meta-Bimberg-Haus bleibt eine ¾ Stelle unbesetzt. 

Was haben wir mit Hennen zu tun?, fragen Sie sich vielleicht. Eine ganze Menge; denn die Kreissynode hat beschlossen, dass unsere Kirchengemeinde Hennen, Ergste und Westhofen einen sogenannten Personalplanungsraum bilden. Wir sind aufeinander angewiesen. Alleine geht nicht mehr.  

Sie können sich vorstellen: wenn sechs Pfarrerinnen und Pfarrer, nämlich Frau Krumme aus Westhofen, Frau Grans aus Hennen und die vier Schwerter Pfarrerinnen und Pfarrer das übernehmen sollen, was vorher im Rahmen von 8,5 Pfarrstellen geleistet wurde, geht es nicht nur darum, die Arbeit neu zu verteilen, sondern zu entscheiden: was ist zukünftig möglich und was nicht mehr. Damit sind schmerzhafte Abschiede von gewohnten Abläufen verbunden.

Warum macht die Landeskirche das so? 

Weil zum einen nicht mehr genug junge Menschen den Beruf eines Pfarrers bzw. einer Pfarrerin ansteuern und weil die Landeskirche zum anderen die Mittel nicht mehr hat, die vielen bisherigen Pfarrstellen zu finanzieren. 

Finanzen und Gebäude

Schon seit einigen Jahren werden wir darauf hingewiesen, dass die Kirchensteuereinnahmen sinken und die Ausgaben steigen. Bisher haben Kirchensteuernachzahlungen aufkommende Defizite ausgeglichen. Diese Sonderzahlungen sind aber jetzt vorbei. Mehr noch: im Jahr 2024 haben wir einen historischen Kipppunkt erreicht. Zum ersten Mal haben wir in unserer Gemeinde weniger Einnahmen als Ausgaben, und es ist davon auszugehen, dass die Ausgaben weiter steigen und die Kirchenesteuereinnahmen zurückgehen. Diese Entwicklung ist unumkehrbar und wird sich in den nächsten Jahren verschärfen. Das ist ein alarmierendes Ergebnis. 

Die Botschaft ist klar und bedrohlich: wir müssen sparen und grundlegende Entscheidungen treffen. 

Wir stehen heute an dem Punkt, dass wir alle kirchlichen Gebäude unserer Gemeinde auf den Prüfstand stellen müssen. Wir müssen nicht irgendwann, sondern in den nächsten Wochen und Monaten klären, wie wir unsere kirchlichen Gebäude anderweitig nutzen oder vermarkten können . 

Sie haben sicherlich verfolgt, dass nicht nur wir als evangelische Kirchengemeinde vor großen Herausforderungen stehen. Auch die katholische Kirchengemeinde St. Marien wird spätestens am 4. April 2025 der Öffentlichkeit vorstellen, welche Kirchen und Gemeindehäuser in Schwerte, Ergste und Westhofen eine Zukunft haben und welche nicht. An dem Immobilienberatungsprozess sind wir als Kirchengemeinde in der Person von Achim Dreessen beteiligt. Das wertschätzen wir ausdrücklich – ein starkes Zeichen der Ökumene. Ob es dabei zu Verschränkungen und Vernetzungen mit unserer Kirchengemeinde kommt, bleibt abzuwarten.

Details, wann welcher Standort unter welchen Bedingungen aufgegeben wird, können wir noch nicht sagen. Dafür müssen noch weitere Entwicklungen abgewartet und viele Gespräche geführt werden. 

Aber für jedes Gebäude haben wir Kontaktpersonen benannt, die ihre Rückfragen, Emotionen und Anregungen entgegennehmen wollen. Für das Johanneshaus sind das Frau Materla und Herr Groß. Für die Kirche Villigst und das Bürgerhaus können Sie Frau Bitter und Herrn Stenzel-Franken ansprechen. Für das Gemeindezentrum in Geisecke sind Frau Henze, Frau Schube und Herr Feldmann Ihre Ansprechpersonen, für das Calvinhaus Herr Groth. Und dann haben wir noch die Ursula-Werth-Begegnungsstätte und den Paulusraum. Hier nehmen Herr Tschorn und Frau Müller Ihre Rückmeldungen entgegen. Sie können diese Personen persönlich ansprechen oder Ihnen eine E-Mail schicken. Die E-Mail-Adressen finden Sie in unserer Kirchenzeitung oder auf der Website. Sie leiten sich von dem jeweiligen Vornamen und dem Nachnamen ab. Zum Beispiel Daniel.Gross@evangelische-kirche-schwerte.de oder Hartmut.Goerler@evangelische-kirche-schwerte.de.

Sobald sich neue Entwicklungen ergeben, wird das Presbyterium der Kirchengemeinde zu einer erneuten Gemeindeversammlung einladen und die Gemeindeöffentlichkeit entsprechend informieren. 

Hoffnungsvolle Aufbrüche inmitten schwieriger Zeiten

Pfarrer Görler hielt am Ende seines Vortrages inne und wurde noch einmal ganz persönlich: „Ich hätte Ihnen gerne diese schlechten Nachrichten erspart“, so der Vorsitzende des Presbyteriums, „uns allen ist klar, dass mit dem Umbau von Kirche ein schmerzhafter Verlust von Heimat verbunden ist“. Und doch sieht er mitten in den Veränderungsprozessen kleine Hoffnungszeichen. „Wir haben gleich drei junge Leute unter 25 im Presbyterium. Wir haben seit kurzem einen Kindertreff mit über 20 Kindern im Johanneshaus. Die Sanierung der St. Viktor Kirche geht mit großen Schritten voran.

Und wir haben – oh Wunder – eine gebrauchte Glocke aus Gelsenkirchen kaufen können, die zu unserem Geläut klanglich passt“. Für Pfarrer Görler ist das ein Mutmacher. „Ich bin felsenfest davon überzeugt, das es  auch in fünf, zehn oder zwanzig Jahren eine lebendige christliche Kirche mitten in Schwerte gibt, weil Gott selber in seinem Sohn Jesus Christus Herr der Kirche ist und seine Kirche am Schwerter Marktplatz baut“.