Liebe Leserin, lieber Leser,

am Heidelberger Universitätsplatz gibt es das Geschäft „Käthe Wohlfahrt“. Dieser Laden verkauft das ganze Jahr über Weihnachtsdekoration. Während meiner Studienzeit bin ich täglich an ihm vorbeigegangen. „Was für ein Quatsch!“, dachte ich gerade im Sommer immer. „Weihnachtsdekoration bei 30 Grad! Das ist doch sowieso nur ein Laden zur Belustigung der vielen Touristen, die täglich nach Heidelberg strömen!“

Gestern, am 24. Juni, war Johannistag – der Geburtstag von Johannes dem Täufer. Nach alter Tradition liegt sein Fest genau ein halbes Jahr vor Weihnachten. Denn Johannes soll vor dem Herrn hergehen und seinen Weg bereiten.

Wenn ich mitten im Sommer an Johannes denke, blicke ich schon voraus: Auf das Kind in der Krippe, auf das Licht in der dunklen Nacht und auf die frohe Botschaft, dass Gott in unsere Welt kommt. 

Heute, am 25. Juni, sind es noch genau sechs Monate bis Weihnachten.

Mir wird bewusst, wie schnell die Zeit vergeht – tempus fugit, wie der Lateiner sagt. Kaum ist das Jahr in vollem Schwung, da werden die Tage schon wieder kürzer. Die Zeit rennt! 

Mit Johannes ruft Gott mir zu: Achte auf deinen Weg und halte Ausschau nach dem, was noch kommt!

Eine gute Gelegenheit, um auf das vergangene halbe Jahr zurückzuschauen, innezuhalten, und den Blick nach vorne zur richten: Was habe ich schon alles geschafft in diesem Jahr und was möchte ich noch erreichen?

Auch wenn ich im Sommer nicht unbedingt schon Weihnachtsdekoration brauche: Ein bisschen trage ich Weihnachten schon in mir – dank Johannes, der mich mitten im Sommer daran erinnert, dass Gott in unsere Welt kommt.

So nutze ich dieses Wort zur Jahresmitte, um mich neu auszurichten: Auf den, der größer ist als Johannes, und auf die Hoffnung, die auch die rasende Zeit nicht auslöscht.

Eine gesegnete vorweihnachtliche Woche wünscht

Ihr und Euer 

Jannis Graf