Das Wort zur Wochenmitte

Gefühlschaos

Unser Jugendreferent Michael Bosqui hat eine lustige Begrüßungstradition eingeführt: immer wenn die Konfis zum Konfinachmittag gekommen sind, mussten sie zu Beginn ein Plastikentchen auf ein blaues Tuch legen, neben dem für sie passenden Emoji. Da war ein Emoji „gut gelaunt“, ein anderes stand für „geht so“, ein drittes für „ich bin traurig“ und ein viertes für „mir geht es mies“. Michael Bosqui wollte damit ausdrücken: egal wie ihr euch fühlt, egal in welcher Stimmung ihr kommt, ihr seid willkommen. Das allein ist eine tolle Aussage. Denn die Jugendlichen sind mit ihren pubertären Stimmungsschwankungen für uns Erwachsene oft sehr anstrengend. In dem einen Moment himmelhochjauchzend und im anderen zu Tode betrübt.

Dieses Spielchen habe ich dann aufgegriffen und daraus einen Konfirmationsgottesdienst im Johanneshaus gestaltet: die Jugendlichen sind nicht nur im Konfiunterricht mit ihren unterschiedlichen Launen willkommen, sondern vor alle und über den Konfiunterricht hinaus bei Gott. Weint ein Mädchen vor Liebeskummer bitter auf ihrem Bett, Gott sitzt daneben. Kommt eine pflegende Ehefrau mit ihren Kräften an ihre Grenzen, teilt Gott ihr Verzweiflung. Ist ein junger Klimaaktivist wütend auf die Welt, versteht Gott seine Wut. Und ärgert sich eine Krankenschwester über einen uneinsichtigen Patienten, hört Gott ihr ganz genau zu. Ob Wut oder Glück, ob Traurigkeit oder bitterer Schmerz, ob Begeisterung oder Enttäuschung, ob Zorn oder Verliebtsein, Gott heißt uns mit unseren unterschiedlichen Gefühlen bei sich willkommen. Wir müssen uns nicht verstellen. Wir dürfen echt sein. Die Gefühle sind Teil der wunderbaren Schöpfung Gottes. Sie gehören zu uns, und wir mit unserem Gefühlschaos zu Gott.

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Hartmut Görler

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