
„Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus.“
Viele von uns kennen dieses Lied sicher noch.
Die Bäume in diesem Jahr waren aber schon vor dem 1. Mai ausgeschlagen und der Flieder vor dem Küchenfenster meiner Eltern stand schon zu Ostern kurz davor, seine volle Pracht zu entfalten.
Ich spekuliere mal: Vielleicht hat der Mai seinen Namen als Wonnemonat zu einer Zeit bekommen, als das Klima noch normal war und vor den Eisheiligen noch nicht alles gesät und gepflanzt war.
Wonne empfinden, sich wohlfühlen, genießen, sich freuen am Sonnenaufgang, am Gezwitscher der Vögel, wenn es langsam hell wird, das erste Eis draußen im Sonnenschein in der Eisdiele, die Liste mag sich jede, jeder selber ergänzen.
Jetzt, Anfang Mai, befinden wir uns noch, kirchlich gesehen, im Osterkreis. In diesem Jahr ist das Osterfest auch erst zwei Wochen her.
Das Osterfest feiern wir jedes Jahr, also nichts, was man extra erwähnen müsste.
Und doch gibt es für mich eine Verbindung zum Wonnemonat.
Trotz aller Wetterkapriolen ist die Maienzeit eine Zeit, in der für mich immer mehr Leben in der Natur zu beobachten ist, immer mehr wächst, kann gepflanzt, gesät werden, schon geerntet werden.
Wenn ich das alles beobachte, geht mir das Herz auf, trotz all der schlimmen Nachrichten, die ich jeden Tag höre und sehe.
Die Frauen aus der Ostergeschichte, die gingen früh am Morgen, als die Sonne aufging, zum Grab, niedergeschlagen, voller Trauer. Verändert, froh und mit neuer Energie liefen sie zurück und erzählten, dass Jesus auferstanden sei.
Neue Energie haben wir alle immer wieder nötig, um nicht von den Sorgen und Nöten des Lebens auf den Boden gedrückt zu werden.
Ich wünsche uns, dass das Ausschlagen der Bäume und das Aufblühen im Mai uns wie Ostern trotz aller Widrigkeiten mit neuer Energie versorgt und uns wieder aufrichtet auch in schwierigen Lebenssituationen.
Ihre Dorothe Müller