Das Wort zur Wochenmitte

Liebe Leserin, lieber Leser,

am Montag, am 6. Januar, war Epiphanias: Das Fest der Weisen aus dem Morgenland. Erst am Montag kamen die drei Magier an der Krippe an. Der Stern von Bethlehem hatte sie hergeführt. Bei uns dagegen sind die Krippen und Sterne schon wieder in Kisten verschwunden und die Weihnachtsbäume sind bereits aus den Wohnzimmern verbannt. Da wirkt die Ankunft der Weisen aus dem Morgenland wie aus der Zeit gefallen: Der Alltag des neuen Jahres hat längst begonnen und die Weihnachtsstimmung ist verklungen. Wer denkt da noch an die späten Besucher aus dem Morgenland?! 

In unserer St. Viktor–Kirche bleiben die drei Weisen dagegen an einem herausgehobenen Ort präsent. Im jetzigen, geöffneten Zustand des Altars befindet sich die Darstellung der „Anbetung der Könige“ im untersten vergoldeten Schrein genau in der Mitte der senkrechten Achse des Altars. Die Darstellung zeigt fünf Reiter und weiteres Begleitpersonal, die zusammen mit den heiligen drei Königen den Stall erreichen. Die drei Hauptpersonen bringen die Gaben dar, die auf Jesu Gottesnatur, seine Menschennatur und sein Königtum verweisen. So sind in unserem Antwerpener Altar die drei Weisen keineswegs aus der Zeit gefallen, sondern bilden zwischen den anderen Darstellungen der Kindheitsgeschichte Jesu das zentrale Motiv. Die Geburt Jesu dagegen ist „nur“ im kleineren, goldenen Schrein links daneben dargestellt. So halten die drei weihnachtlichen Nachzügler die Botschaft von Gottes Kommen in diese Welt auch im Alltag des neuen Jahres präsent, bis der Altar für die Passionszeit wieder zugeklappt wird. 

Es grüßt Sie herzlich zum neuen Jahr 

Ihr Jannis Graf