Liebe Leserin, lieber Leser!
Der Oktober hat gerade angefangen. Nach und nach wird es immer herbstlicher.
Nur sind die Wälder noch nicht bunt, wie es in einem bekannten Herbstlied heißt. Die Bahnlinie an der Lenne entlang ist noch immer rechts und links mit saftig grünen Bäumen umsäumt. Diese Bäume hatten im Laufe des Jahres genug Wasser. Dass der Wind kühler weht, wie es in dem Lied heißt, spüren wir an manchen Tagen. Und nicht zu vergessen: Die Tage werden immer kürzer, daran ändert auch die Zeitumstellung Ende Oktober nichts.
Für mich ist diese Zeit eine Aufforderung, den Kerzenvorrat aufzustocken und wieder mehr Tee zu kochen.Und so kurz vor dem Erntedankfest denke ich öfter darüber nach wofür ich dankbar bin. Die Grundbedürfnisse werden erfüllt: Nahrung, medizinische Versorgung, ein Dach über dem Kopf, die Sicherung meines Lebensunterhalts grundsätzlich. Das ist mehr als genug, ein starker Kontrast zu den Bildern in den Nachrichten. Aber das Erntedankfest erinnert mich auch daran, dass es um mehr geht als eine gute Ernte.
Wofür bin ich dankbar?
Ich darf hier in Frieden leben, Ich habe Menschen um mich, denen ich wichtig bin, die mir zur Seite stehen, wenn es nötig ist. Ich darf ungehindert meinen Neigungen nachgehen.
Klingt das für Sie zu positiv, zu idealistisch? So möchte ich mich nicht verstanden wissen. Das Erntedankfest macht mir immer wieder bewusst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass es mir gut geht, dass es nicht allein auf meine Tüchtigkeit ankommt. Es gibt auch immer wieder Situationen, in denen ich trotz dieser guten Voraussetzungen verzweifeln möchte.
Paul Gerhard hat solche Gedanken in dem Lied: Ich singe dir mit Herz und Mund formuliert. Er kann trotz der schwierigen Zeit – der 30 jährige Krieg war erst fünf Jahre vorbei – dankbar sein, weil er weiß, dass es letztlich Gott ist, der das Wollen und Vollbringen in der Hand hat. Das erfüllt den Dichter mit Zuversicht.
Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, du, du musst alles tun. Du hältst die Wacht an unsrer Tür und lässt uns sicher ruhn.
Gesangbuch, Lied 324, Strophe 7
Ich wünsche uns, dass wir auch gerade in diesen Zeiten dieses Gottvertrauen nicht verlieren.
Ihre Dorothe Müller