Das Wort zur Wochenmitte

Darf ich Ihnen von einem seltsam beeindruckenden Ort erzählen? Meine Frau und ich waren in den Sommerferien in Südschweden unterwegs. Bei Ryd haben wir eine Sehenswürdigkeit der ganz besonderen Art entdeckt. Das sumpfige Waldstück Kyrkö mosse ist ein alter Autofriedhof, angefüllt mit den Wracks historischer Fahrzeuge, die dort schon vor Jahrzehnten ihren letzten Stellplatz gefunden haben. Der Bilkyrkogården Kyrkö Mosse ist die letzte Station für schätzungsweise 150 Autowracks in den verschiedensten Stadien der Demontage und des Verfalls. Sie sind teilweise in den sumpfigen Waldboden eingesunken, manche mit Moos bewachsen, andere von Tannennadeln bedeckt oder im Begriff von Sträuchern überwuchert zu werden.

Bei Vielen werden in Anbetracht der alten Modelle, von denen sie das eine oder andere vielleicht einmal selbst gefahren haben oder noch aus Kindertagen kennen, jede Menge Erinnerungen wach. Da stehen sie nun, die Überreste einst stolzer Symbole der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit, wie VW-Käfer, Ford Taunus, Opel Kadett, Volvo PV, Citroen 2CV und viele andere und blicken aus leeren Scheinwerferhöhlen ihrem weiterem Verfall entgegen. Natürlich haben mich auch die Autos interessiert. Aber noch beeindruckender empfand ich die Kraft der Natur. Sie setzt sich seit Anfang der 2000er Jahre nun unaufhaltsam durch und verwandelt diesen Autofriedhof in ein lebendiges Biotop. Mich hat dieser Ort an Gottes Zusagen erinnert. Durch den Propheten Jesaja hat er uns wissen lassen: 

Schaut nach vorne, denn ich will etwas Neues schaffen! Es hat schon begonnen, habt ihr es noch nicht gemerkt? Durch die Wüste will ich eine Straße bauen, Flüsse sollen in der öden Gegend fließen. (Jesaja 43,19)

Wenn die Natur in Ryd Neues schaffen kann, dann doch erst recht unser Gott, der Schöpfer aller Dinge. Gott schafft Neues: in unserer geschundenen Welt voller Krieg und Gewalt. In unserer zerbrechlichen Gesellschaft, die angesichts der Messerattacken in Angst und Sorge verfällt. In unserer Gemeinde, die sich radikal kleiner setzen muss. Auch in unseren ganz persönlichen Zusammenhängen. Gott schafft Neues. Darauf freue ich mich. Ich bin gespannt, was er sich einfallen lässt.

Ihr Hartmut Görler