Traumwelten
Ein Traum von einem Garten. Blumen blühen, Bäume tragen goldene Früchte. Im Dunkel eines alten Industriebaus findet sich eine Bilderwelt aus Licht. „Phoenix des lumières“ mit Klimt und Hundertwasser hatte es mir zum Jahreswechsel angetan. Die Bilder geraten da in Bewegung, Blumen wachsen, Früchte reifen. Es ist wirklich wie eine Traumwelt.
Und mittendrin leuchtet über der Sonnenblume das Symbol für den Notausgang. Ich muss schmunzeln. Die Traumwelt wird von der Realität durchbrochen. Das ist wirklich wie im Traum, oder? Das gibt es doch, dass wir manchmal träumen und froh sind über den Notausgang. Kurz vorm Aufwachen kommt dann dieser halbwache Gedanke: Du musst ja gar nicht immer weiter diesen Traum erleben. Es gibt doch den Notausgang – Wach einfach ganz auf.
Und manchmal möchte ich die Träume festhalten und brauche die Ideen von einer besseren Welt, die kleinen und die großen Träume, erträume mir eine Welt, die schön ist und friedlich und blühend und fruchtbar.
Die Träume zeigen mir, welche Ziele wir haben können, wofür es sich zu engagieren lohnt. Träume, die in Bewegung sind und Neues träumen lassen, weiter träumen lassen. Festhalten können wir ja das Gute nicht, nicht die großartigen Momente einbetonieren und hoffen, dass alles immer so bleibt. Aber träumen dürfen wir. Und uns von den Träumen Bilder schenken lassen, die eine andere Welt zeigen – jenseits der Realität.
Traumwelten – Manches ist wie ein Traum – auch manches im Glauben. Große Propheten haben großartige Visionen und reißen uns mit in eine Welt, die Traum ist und nicht Realität, die aber hoffen lässt und Visionen entwickelt.
So wie die Vision vom Frieden bei Jesaja 11, 5-9
5Gerechtigkeit begleitet ihn wie der Gürtel um seine Hüften,
Treue wie ein Band um seinen Leib.
6Dann ist der Wolf beim Lamm zu Gast,
und der Leopard liegt neben dem Böckchen.
Ein Kalb und ein junger Löwe grasen miteinander,
ein kleiner Junge hütet sie.
7Kuh und Bär weiden zusammen,
ihre Jungen liegen nebeneinander.
Der Löwe frisst Stroh wie das Rind.
8Ein Säugling spielt am Loch der Natter.
Ein kleines Kind streckt seine Hand aus
über der Höhle der Giftschlange.
9Man tut nichts Böses und begeht kein Verbrechen
auf meinem ganzen heiligen Berg.
Denn das Land ist erfüllt von Erkenntnis des Herrn,
so wie das Meer voll Wasser ist.
Ob uns das träumen lässt? Uns Bilder gibt von dem friedlichen Miteinander, wo jeder sich selbst zurücknimmt, jede die eigenen Interessen hintenanstellt, damit Frieden und Gemeinschaft möglich sind? Ob uns das am Wunsch nach Frieden festhalten lässt? Ob es uns auf Träume und Ideen und Möglichkeiten setzen lässt und nicht nur auf Tatsachen?
Die Realität holt uns immer wieder ein, aber manchmal brauche ich auch einen Notausgang aus der harten Realität, damit die Möglichkeiten des Friedens sprießen können.
Geht es Ihnen da anders?
Friede sei mit Ihnen.
Ihre Pfarrerin Claudia Bitter