Das Wort zur Wochenmitte

Foto: Envato Elements – mythia

Liebe Leserin,
lieber Leser,

Die Erntekrone im Altarraum. Die Erntekönigin auf dem Volksfest. Strohballen in der Kirche. Kürbisse vor den Haustüren. Das Erntedankfest scheint aus der Zeit gefallen zu sein. Nur noch eine Tradition. Ein Relikt alter Zeiten. 

Denn wir erleben schon lange nicht, dass im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt und per Hand die Weizenkörner auswirft. Und der Dreschflegel, mit dem der Bauer früher die Weizenkörner vom Halm getrennt hat, findet sich lediglich in unseren Freiluftmuseen wieder. Hochtechnisierte und computergesteuerte Landmaschinen kümmern sich um die komplette Ernte. Der Harvester ersetzt die Waldarbeiter, und in so manchen Ställe leben 50.000 Hühner auf mehreren Ebenen – mit einer vollautomatischen Fütterung. Der Mensch hat alles im Griff. Wie lange noch? Wahrscheinlich werden wir mehr und mehr von der Künstlichen Intelligenz abgelöst. Erntedank? Brauchen wir nicht mehr. Oder vielleicht doch? Vielleicht ist es gerade in unserer von Maschinen geprägten Welt wichtig und notwendig innezuhalten und nachzudenken. Kann der Mensch wirklich alles herstellen? Kommen alle guten Gaben wirklich aus des Menschen Hand? Schnell stellen wir fest: viele Dinge entziehen sich dem Menschen. Sie sind unverfügbar. Wenn ich morgens nach einer unruhigen Nacht aufwache, ist das ein Geschenk. Wenn die Sonne hinter den Wolken hervorbricht, dann das ist nichts, was der Menschen beeinflussen kann. Wenn der Specht auf der Wiese vor meinem Fenster hin- und herhüpft, dann ist er nicht wegen mir gekommen. Wenn die Äpfel süß sind und der Dattelbaum voller Früchte hängt, dann ist das auch nichts, worauf ich hätte Einfluss haben können. Wir meinen die Krone der Schöpfung zu sein. Wir meinen, fast alles leisten zu können. Aber das ist eine Fehleinschätzung. Letztendlich kommt doch vieles aus Gottes Hand. Gott ist immer noch großzügig, ein Gönner seiner guten Gaben. Erntedank, ein Relikt alter Zeiten? Nein. Wir brauchen den Erntedanktag mehr denn je. Wir sollen und dürfen dankbar sein gegen dem Unvergügbaren. Wir sollen und dürfen ins Nachdenken kommen über die Arroganz von uns Menschen. Wir sind nicht King Louis im Affenstall, sondern Gottes Geschöpfe und Empfänger seiner Segensgaben.

Alle guten Gaben komm´ her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm dankt, drum dankt ihm dankt und hofft auf ihn.

Ihr Hartmut Görler