Das Wort zur Wochenmitte

manchmal bedarf es 
des richtigen Augen-Blicks,
des passenden Lichtes, 
der stimmigen Zeit,

um neu 
zu sehen, 
zu staunen, 
zu entdecken,
und im besten Fall 
sich und das Leben
ein wenig besser zu verstehen …

Liebe Leserin,
lieber Leser,

„Hätten Sie einen Augenblick Zeit?“
Solch eine Frage kann vieles einleiten:
ein Anliegen oder eine Information,
eine Frage oder eine Offenbarung. 

Nicht immer erweisen sich solche Augenblicke als gewöhnlich und bekannt. Mitunter sind es Momente, in denen sich eine Tür öffnet, von der man zunächst nicht weiß, ob sie zu etwas Schönem oder Unangenehmem führt. Der Anstoß für solch einen Augenblick muss dabei gar nicht immer von einer anderen Person kommen. Es kommt vor, dass man, wie aus dem Nichts, plötzlich etwas ganz neu und anders sieht. Solch ein Augen-Blick wurde mir am Wochenende beim Betrachten des Kirchenfensters in Villigst gewährt. Zunächst war ich überwältigt von der dort dargestellten Farbenvielfalt und Schönheit der Schöpfung, die im Kirchenfenster das erste Menschenpaar umgibt. 

Als mein Blick dann bei Adam und Eva hängen blieb, war ich erstaunt, ja irritiert darüber, dass Adam und Eva inmitten dieser Farbenvielfalt selbst sehr blass und vergänglich erscheinen. Ich weiß nicht, ob ich das 1959 von Gerda Lorek erschaffene Kunstwerk „Schöpfung“ richtig deute. Für mich drückt das Kirchenfenster aus, dass der Mensch, auch wenn er Ebenbild Gottes ist, nicht aus sich heraus glänzt und strahlt

Sich stolz und selbstgefällig als Krone der Schöpfung zu wähnen, ist ein großer Trugschluss. Blass und vergänglich präsentiert sich hier der Mensch. Wenn sein Leben Farbe und Ausstrahlung gewinnen möchte – und genau dies wird uns in den Worten „Ihr seid das Licht der Welt“ von Jesus zugesprochen – dann bedarf es eines göttlichen Augen-Blicks, dass wir gewahr werden: Gott sieht uns liebevoll an und segnet uns. Ein Augen-Blick, um das Leben und uns neu wahrnehmen zu können. Ein Türöffner, um im Lichte Gottes den uns zugedachten Teil für die Schöpfung beizutragen – zum Wohl des Lebens.

Ihr Achim Dreessen

​​​​​​​Gib uns Ohren, die hören, und Augen, die sehn,
und ein weites Herz, andre zu verstehn,
Gott, gib uns Mut, unsre Wege zu gehn.