Ich komme gerade aus dem Urlaub an der Nordsee zurück. Da kann man das Salz irgendwie überall schmecken. Salz ist in der Luft, im Wasser, im Gras. Die salzige Luft schmeckt man auf den Lippen schon nach der ersten Fahrradtour zum Meer.
Bei so viel Salz überall muss ich an Mutmachworte von Jesus in der Bergpredigt denken:
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.
Matthäus 5,13
Salz kommt in so vielen Bereichen des Lebens vor:
- Wer salzarm essen muss, merkt, was der Suppe fehlt ohne Salz. Salz würzt.
- Wer stark schwitzt, der muss Mineralien, eben Salze, nachtanken, sonst fehlen sie dem Körper. Salz ist lebensnotwendig.
- Heute kostet Salz nicht einmal 20 Cent das Pfund, aber früher waren die Salzhändler reich. Salz war das weiße Gold.
- Fleisch, Fisch oder Gemüse werden durch Salz konserviert. Salz lässt durchhalten.
- Ich habe in einer Badeanstalt mit Solewasser schwimmen gelernt. Immer wenn jemand Angst bekam, sich dem Wasser zu überlassen, sagte der Bademeister: „Hier kannste dich aufs Wasser legen und Zeitung lesen.“ Salz lässt nicht untergehen. Salz trägt.
- In kalten Wintern hat Salz schon manchen Sturz verhindert. Salz bricht das Eis.
- An der Nordsee oder an der Saline in Bad Salzuflen atmen wir die Salzluft ein. Das heilt die Atemwege. Salz hilft zur Heilung
„Ihr seid das Salz der Erde“, sagt Jesus. Was für ein Lob!!!
Er sagt das nicht speziell zu den ganz Frommen, zu den ausgewiesenen Wohltätern, sondern zu Menschen im einfachen Volk, zu allen, die ihm zuhören, sagt er: Ihr habt das Potential, ihr habt die Energie, ihr habt die Würze. Gebt sie weiter an die Welt. Euer Glaube zeigt seine Wirkung, wenn ihr ihn lebt.
Salz ist Würze. – Und wir? Unser Glaube sagt: Wenn wir Gott von ganzem Herzen lieben und unsere Nächsten wie uns selbst – eben ganz uneigennützig für andere da sind und auf Gott hören – das gibt der Welt einen anderen Geschmack.
Salz ist lebensnotwendig. – Und wir? Unser Glaube sagt: Gott steht über uns. Nicht wir Menschen haben alles in der Hand, sondern er. Das ist heute mehr denn je lebensnotwendig zu wissen, überlebensnotwendig für die Umwelt, das Klima, die Schöpfung, den Frieden.
Salz ist wertvoll. – Und wir? Unser Glaube sagt: Es ist vieles wertvoller als Geld und Macht. Wir können die Menschen daran erinnern, was wirklich wichtig ist im Leben.
Salz macht haltbar. – Und wir? Unser Glaube sagt: Es kommt nicht nur auf das Glück des Augenblickes an. Gott verheißt Ewigkeit, selbst wenn wir an unsere Grenzen kommen. Der Glaube hilft durchzuhalten.
Salz gibt Auftrieb. – Und wir? Menschen in Krisen können das spüren, wenn andere für sie da sind, für sie beten. Das gibt Auftrieb, neue Hoffnung und Zuversicht. So können wir einander tragen wie das Salz im Wasser trägt.
Salz taut auf. – Und wir? Unser Glaube sagt: Setz dich ein für Versöhnung, setz dich ein für den Frieden. Wo Menschen in Streit sind, führ sie zusammen. Und hab Geduld mit ihnen. Sogar in der großen Politik brauchen wir Menschen, die an das Ende der Eiszeit glauben.
Salz ist heilsam. – Und wir? Unser Glaube sagt: Bei Gott bist du geborgen. Das ist heilsam in der Einsamkeit. Unser Glaube sagt: Sei großzügig und barmherzig. Das ist heilsam für unser Miteinander. Wenn wir so füreinander denken und den Glauben so leben, ist es heilsam für die Seele, für das Gewissen, für die Gemeinschaft, für den ganzen Menschen.
Aber: Salz der Erde sein ist kein Zuckerschlecken.
Auf dem Lob von Jesus können wir uns nicht ausruhen, sondern es wird zu unserer Aufgabe in der Welt. Ein wichtiger Teil dieser Aufgabe ist, darauf zu achten, dass wir das richtige Maß beim Salzen haben. Dass Jesus uns zutraut, so in der Welt zu wirken wie das Salz, dass er uns als so lebensnotwendig, so wertvoll für die Welt ansieht, wie Salz es für Menschen ist, das macht mir Mut.
Ihr seid das Salz der Erde – also unterschätzt eure Wirkung nicht.
Ihre Pfarrerin Claudia Bitter