Das Wort zur Wochenmitte

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht kennen Sie noch aus Ihrer Schulzeit das Gedicht von Georg Trakl: Verklärter Herbst.

Es beginnt mit den Worten:

Gewaltig endet so das Jahr
Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten

Das Gedicht beschreibt einen Herbst voller positiver Erfahrungen, sowohl für den Landwirt als auch für die gesamte Natur, eine Idylle. Vielleicht ist sie nur in der Erinnerung des Dichters so schön, wie ja auch bei uns in der Erinnerung vieles schön und positiv ist, je länger es zurückliegt, z.B. die Schulzeit oder  Winter mit richtig viel Schnee.

Den Herbst 2022 wird in der Rückschau vermutlich niemand von uns verklären.

Der brutale Krieg in der Ukraine tobt immer noch, der Platz für Kriegsflüchtlinge wird auch in Schwerte knapp. Und als ob das nicht schlimm genug ist, erleben wir, dass vieles, was wir für selbstverständlich gehalten haben wie ein warmes Zuhause und Strom für all unsere Elektrogeräte gar nicht mehr so sicher ist, von den ständig steigenden Preisen für Lebensmittel gar nicht zu reden.

Die Nachrichten sind voll von negativen Berichten und Sorgen und Verunsicherung steigen und ein Gefühl der Hilflosigkeit schleicht sich ein.

Ein Patentrezept dagegen gibt es nicht, auch wenn uns das von manchen Menschen vorgegaukelt wird.

Gibt es überhaupt noch etwas, was positiv ist? Das Friedensgebet mittwochs um 11.30 Uhr in St Viktor z.B., da können wir unsere Hilflosigkeit und unsere Ängste zur Sprache bringen und uns ermutigen lassen durch Lieder und Worte aus den Psalmen.

Gewiss, die Sorgen und Ängste sind nicht weg, der Krieg geht mit unverminderter Härte weiter, aber in meinem Alltag sieht es nicht mehr nur negativ aus.

Meine Hoffnung und meine Freude,
meine Stärke, mein Licht,
Christus meine Zuversicht,
auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht,
auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht.

aus Taizè

Ihre Dorothe Müller