Ein Stück Himmel auf Erden
Kennen Sie diese Redewendung: der Himmel auf Erden? Was verbinden Sie damit? Denken Sie an ein schönes Strandcafe mit einem herrlichen Blick über einen weiten Sandstrand? Oder meinen Sie das Stück selbstgemachte Torte? Oder schwingt bei Ihnen der Blick über das Ruhrtal hinweg mit, wenn Sie von einem Stück Himmel auf Erden reden?
Ich habe in diesen Tagen auch ein Stück Himmel auf Erden erleben dürfen. Ich hatte die große Ehre und Freude, die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe als Beobachter verfolgen zu dürfen. Der Ökumenische Rat der Kirche ist der Dachverband aller Kirchen weltweit. Etwa alle acht Jahre kommen Vertreterinnen und Vertreter dieser Kirchen zu einer Vollversammlung zusammen, um sich einander kennenzulernen, miteinander in der Bibel zu lesen, miteinander zu singen und zu beten und über die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu debattieren. Und ich war mitten dabei! Was für ein Geschenk! Schon als ich den Eröffnungsgottesdienst miterleben durfte, kam mir eben diese Redewendung in den Sinn: ein Stück Himmel auf Erden. Orthodoxe Christinnen und Christen haben zu Beginn eine Ikone feierlich auf die Bühne getragen. Asiatische Gemeindeglieder haben die biblische Geschichte von der Frau am Jakobsbrunnen getanzt. Afrikanische Männer und Frauen haben in ihren bunten Kleidern ihre typischen Lieder gesungen. Jugendliche aus der Karibik haben gebetet und eine Pfarrerin aus Indonesien hat ihre Gedanken mitgeteilt. Ein buntes Miteinander. Viele unterschiedliche Sprachen waren vertreten. Jung und Alt waren auf der Bühne, Laien und Geistliche. Auch Menschen mit Beeinträchtigungen gehörten dazu. Herrlich, dieses Miteinander! Ein Stück Himmel auf Erden.
So stelle ich mir den Himmel vor, der nach dem Tod auf uns wartet. Auf den letzten Seiten der Bibel heißt es: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Ja, daran glaube ich und darauf hoffe ich, dass am Ende der Zeit die Menschen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden kommen und an einem Tisch sitzen werden im Reich Gottes. Die unterschiedlichsten Menschen werden dort eine große Gemeinschaft bilden; die Gesunden und die Kranken, die Männer, Frauen und Diversen, Christinnen, Christen und Andersgläubige, Kinder, Jugendliche und Senioren, Reiche und Arme, Erfolgreiche und Verlierer. Das ist dann wirklich der Himmel auf Erden. Wie schön, dass wir diesen wunderbaren Ausblick auch heute schon immer mal wieder erleben dürfen, den Himmel auf Erden.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Hartmut Görler