Das Wort zur Wochenmitte

Am Sonntagabend gab es einen richtigen Platzregen. Es hat einmal wieder richtig geschüttet. So hatten wir das lange nicht. Unwillkürlich musste ich denken: Da werden sich die Bäume freuen! 

Der Regen bringt Segen. Selbst wenn wir eigentlich nicht nur einen Abend lang, sondern wohl einige Wochen lang Regen bräuchten, damit das Grundwasser wieder aufgefüllt wird. 

Ob das die Bäume in Jubel ausbrechen lässt, wie es hier in einem Psalm Davids heißt? Bäume wirken so unerschütterlich, ohne jede Regung (ich weiß: es gibt inzwischen Waldflüsterer, die etwas anderes behaupten. Aber richtig vorstellen kann ich mir nicht, dass Bäume miteinander kommunizieren.). Ob Bäume jubeln können? 

Die Bäume sind unsere Mitgeschöpfe. Wir leben mit ihnen und neben ihnen und von ihnen – ohne sie fehlte unserer Welt der Sauerstoff, ohne sie lebten wir auf kargem Land, ohne sie gäbe es keinen Schutz vor kräftigem Wind. Bei den Bäumen finde ich außerdem für vieles Bilder, was mich im Leben und im Glauben beschäftigt. Mit den Bäumen kann ich vieles besser beschreiben, was mich bewegt. Sie helfen, bildreich zu beschreiben, was sonst abstrakt wäre.

Die Bäume – wir sehen sie neben uns wachsen und groß werden. Kleine Sämlinge strecken ihre feinen Wurzeln in die Erde, verankern sich dort. Wurzeln werden kräftiger und wachsen immer tiefer – dahin wo sie Wasser und Nahrung finden. – so kraftvoll möchte ich verankert sein. Im Leben, in einer Überzeugung, in einer Beziehung, einer Gruppe. Und solche Instinkte möchte ich haben, dass ich eben bei den richtigen Quellen nach Nahrung suche für meine Sehnsüchte, für meinen Lebensdurst. 

Die Bäume – ihre Stämme recken sich dem Licht zu, wachsen immer weiter, verzweigen sich. Äste wachsen und bilden mit den Zweigen eine Krone. – so zielgerichtet möchte ich sein, so klar auf meine Lichtquelle hin ausgerichtet. So vielfältig wünsche ich mir meine Interessen, meine Möglichkeiten, mich anderen zuzuwenden. 

Die Bäume – ihre Blätter bilden ein Laubdach, Sonne scheint auf das Grün der Blätter und bei der Photosynthese entstehen Sauerstoff und Zucker in den kleinen Kraftwerken, die die Bäume in ihren Blättern haben. – Tag für Tag möchte ich soviel Sinnvolles schaffen. 

Die Bäume – ihre Blütenknospen kommen im Frühjahr hervor und daraus werden Früchte, wenn die Bienen die Blüten bestäuben. – Gern möchte ich auf die Früchte meines Lebens schauen und erkennen, dass mein Einsatz sich gelohnt hat.

So finde ich bei den Bäumen für vieles Bilder, was mich im Leben und im Glauben beschäftigt und was sonst abstrakt bliebe. 

Auch der Monatsspruch für den August ist so ein Baumbild: 

Alle Bäume des Waldes sollen in Jubel ausbrechen, vor dem Angesicht Gottes.
Denn er kommt, um Gericht zu halten auf der Erde.

1.Chronik 16,33

Dieses Bild aus der Eifel ist mir dabei wieder eingefallen. Der Fußweg ist gesäumt von Bäumen und Hecken. Da kann ich mir so einen Jubel richtig vorstellen. Die Bäume wirken wie Menschen die vor Jubel die Arme hochreißen und in die Höhe strecken. 

Damals hat der König David gejubelt, weil endlich alles in Ordnung schien. Für kurze Zeit war das kleine Volk Israel autonom und nicht von Nachbarn bedroht. Und endlich konnte in der Hauptstadt ein Ort gefunden werden, wo Gottes Ort sein sollte – sein Heiligtum. Ein festes Haus für seine Gebote.  Ein Grund zum Jubeln.

Dass es ein Grund zum Jubeln ist, wenn wieder Ordnung einkehrt, das können wir uns heute auch wieder vorstellen. Weil unsere Welt so in Unordnung geraten ist, weil wir sie manchmal nicht wiedererkennen, die Natur, das Klima ganz anders geworden ist, als wir es kennen. So unberechenbar war das früher nicht. 

Ein Grund zum Jubeln wäre auch, wenn wir wieder neu eine Weltordnung hätten mit Verträgen, die gelten, mit Respekt vor den Grenzen autonomer Staaten, und Respekt vor jedem und jeder Einzelnen. 

Ein Grund zum Jubeln – manche erleben wir das auch im persönlichen Leben, dass es durcheinandergerät, weil die Kräfte nachlassen, oder sich Krankheiten einstellen. Wenn doch nur alles wieder seine Ordnung hätte, denken wir dann. Das wäre ja auch ein Grund zum Jubeln. 

Dass es bis dahin Zeit braucht, dass es immer auch Rückschritte geben wird – auch das können wir in den Geschichten des ersten Testaments nachlesen. 

Aber König David hat die Bäume uns als Vorbild gegeben. So wie sie sollen wir jubeln, wenn es endlich Fortschritte gibt.

Und bis dahin braucht es unseren Einsatz und auch die Bereitschaft zum Verzicht, wo es nötig ist. 

Bleiben wir zuversichtlich.

Ihre Pfarrerin Claudia Bitter