Das Wort zur wochenmitte

Erntezeit

Liebe Leserin, Lieber Leser,

Menschen freuen sich auf die Ernte, sei es im kleinen Garten, sei es aber auch auf dem Balkon oder in ihrem Hochbeet – selbst die Kräuter auf der Fensterbank sind Ernte. 

Freuen sich schon die Erwachsenen, so sind Kinder von Ernte noch mehr fasziniert. In vielen Kindergärten gibt es Projekte, in denen gesät und geerntet wird. Kinder werden so an die Natur und auch an die Pflege der Natur herangeführt. Selbst Kartoffeln werden mit den Kindern in speziellen Kartoffeleimern gepflanzt. Sie sind doppelwandig, und die Kinder können den Siebeinsatz hochheben und ihren Kartoffeln beim Wachsen zusehen. Wenn sie zuletzt ein Vielfaches dessen ernten, was sie gepflanzt haben, ist die Freude riesengroß. 

Kinder lernen dabei zudem, dass es zwischen Säen und Ernten immer auch die Zeit der notwendigen Pflege gibt. Wer zwar pflanzt, sich danach aber nicht um seine Aussaat kümmert, dem verkümmern leicht die Pflanzen und der wird bekümmert sein, wenn bei ihm die Ernte ausfällt. 

Schon der Apostel Paulus verwendet dieses Bild des Pflanzens, sich Kümmerns und Erntens, wenn er sagt: „Lasst uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“ (Galater 6,9)

Was ist für Sie das Gute, das Sie tun, das Sie in Ihrem Leben schon getan haben, dass Sie noch tun können? Vieles fällt dazu ein: im zwischenmenschlichen Bereich, im Engagement für eine gute Sache, im Vorleben für andere… .

Manch eine/r mag sich fragen: Reicht das Gute, das ich tue? Oder ist es zu wenig? Solche Gedanken kenne ich auch. Ich tröste mich mit dem, was Paulus selbst schreibt. Er sagt nicht „ganz viel Gutes“ und auch nicht „genug Gutes“, sondern er sagt schlicht und einfach: „Lasst uns Gutes tun.“ Hier geht es nicht um irgendeine Höchstleistung. Worauf es Paulus ankommt ist die richtige Einstellung und ist die Beständigkeit: Lasst uns nicht nachlassen und nicht müde werden. 

Doch dies ist leichter gesagt als getan. Wie kann es mir gelingen? Zum einen hilft es mir, dass ich meine persönliche Messlatte nicht zu hoch lege. Ich muss keinen Riesenacker bestellen. Ein Ehrenamt ist immer auch inhaltlich und zeitlich begrenzt. Das ist gut so. Denn nicht der Start soll gelingen, sondern es soll bis zur Ernte durchgehalten werden – und dies kann mitunter Jahre dauern. Deshalb kann weniger am Ende sogar mehr sein. 

Der Apostel möchte, dass unser Tun des Guten Frucht bringt, dass es das Ziel erreicht, und dass auch wir uns am Ende freuen dürfen, wenn sich erfüllt, was der Apostel verheißt: „Dann werden wir ernten – zu seiner Zeit“. Von uns kommt dazu das Wollen und das uns mögliche Tun, in all seiner menschlichen Begrenztheit. Der Segen zum Ernten, er kommt von oben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Freude, Ausdauer und Gelingen, beim Säen, beim Pflegen und beim Ernten dürfen. 

Ihr Achim Dreessen 

Alle gute Gabe 
kommt her von Gott, dem Herrn.
Drum dankt ihm, dankt, 
drum dankt, ihm, dankt
und hofft auf ihn!

Kehrvers aus EG 508, Text: Matthias Claudius