Das Wort zur Wochenmitte

Laufen 

Kürzlich habe ich mit ein paar Freunden einen Ausflug nach Essen zum Baldeneysee unternommen. Auch die anderthalbjährige Tochter des einen Paares war mit dabei. Sie kann schon einige Wörter sprechen und plappert gerne vor sich hin. Zudem ist sie sehr aktiv und neugierig. Anders als noch vor einem halben Jahr, lässt sie sich jetzt nicht mehr so gerne tragen, sondern möchte lieber selber laufen. „Laufen, laufen“ sagte sie dann aus ihrem Kinderwagen heraus.  

Mit ihr kamen wir zwar zu Fuß deutlich langsamer voran, aber es war auch schön zu sehen, wie viel Spaß es ihr machte und wie sie voller Freude ihre Umgebung wahrnahm und bestaunte. Da es am See teilweise ganz schön steil runtergeht, haben wir die ganze Zeit sehr gut aufgepasst, dass sie sich nicht wehtut und nicht vom Weg abkommt. Bei Bedarf konnten wir schnell zur Hilfe eilen. An besonders gefährlichen Stellen, wenn wir in Menschentrauben kamen oder Fahrräder unseren Weg kreuzten, haben wir sie zwischen uns an die Hand genommen. 

Foto: pixabay.com

Einen Tag später las ich folgendes Psalmwort:

 „denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat“.

Psalm 73,23

Ob klein oder groß, wir wollen selber unsere Wege gehen und entdecken, was vor uns liegt. Mutig, neugierig und selbstbestimmt gehen wir voran. Ich freu mich meistens auf den nächsten Tag, die nächste Woche. Ich freue mich auf die Menschen, die ich treffen werde, auf meine Hobbys, auf die Arbeit, die mich herausfordert, aber auch erfüllt. 

Das Bild vom Kind an der Hand der Eltern hat mich berührt, denn so stelle ich mir auch Gott vor: Er gibt uns Menschen Freiraum unsere eigenen Schritte zu machen, auch dann, wenn es nur langsam vorangeht. Er sieht fröhlich zu, wie wir neugierig die Welt um uns herum entdecken, wie wir herausfinden wer wir sind und was uns im Leben wichtig ist. Aber er bleibt auch in Rufweite an unserer Seite und passt auf uns auf. Er nimmt uns sogar an die Hand, wenn unser Leben ins Wanken gerät. 

Gerade dann, wenn es um mich hektisch wird und ich die Orientierung verliere, will ich auf diese Hand Gottes vertrauen, die mir Halt gibt. Amen. 

Ihre Pfarrerin Anthea Haacke