Das Wort zur Wochenmitte

Wohltuend aufmerksam

Liebe Leserin, Lieber Leser,

Zwei Momente, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Beim ersten Betreten des Hotelzimmers finde ich auf dem Bett ein kleines Tütchen für mich als Gast: Schlaf-Schäfchen Weingummi. 

Was für eine schöne Idee, denke ich und freue mich über diese kleine Aufmerksamkeit.

Zwei Tage später höre ich in den frühmorgendlichen Nachrichten des Radios vom nächtlichen Brand eines Firmengebäudes in der Region. Anhand zweier genannter Details schwant mir, dass ich den Besitzer kenne. Die Ahnung bestätigt sich wenig später.

Da wünscht ein Hotel seinen Gästen einen angenehmen Schlaf – und ganz in der Nähe gibt es Menschen, die aus dem Schlaf gerissen werden, deren Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt wird und denen es in der nächsten Zeit wohl schwer fallen dürfte ruhig einzuschlafen.

That’s life, denke ich. So ist das Leben. Und damit müssen wir klar kommen – mit diesen Ambivalenzen von Freude und Leid, von Leichtem und Schwerem, und damit, dass wir mitunter von jetzt auf gleich vor einer völlig anderen Situation stehen.

Ich weiß nicht, was Ihnen in solchen Situationen hilft? Mir ist es wichtig, verstärkt auch auf meine innere Balance zu achten. Nicht nur Schlimmes und Ernstes sollen mein Denken und Empfinden bestimmen. Aber ausblenden will ich dies auch nicht. Auch wenn vieles einfach so „geschieht“, können wir mitunter dennoch etwas tun, auch wenn es manchmal nur wie eine winzige Kleinigkeit aussieht, etwa wie ein Tütchen Schlaf-Schäfchen, mit dem ein Hotel seinen Gästen eine kleine Freude bereitet.

Wohltuend aufmerksam zu sein dafür, was mir selbst in den Herausforderungen des Lebens gut tut – und aufmerksam dafür zu sein, wie ich Menschen wohltuend etwas Gutes tun kann. 

Im Blick auf meinem Bekannten kommt mir in den Sinn, wie ich selbst in Quarantäne-Zeit  zweimal von Freunden einen überraschenden und auch leckeren Gruß vor die Haustür gestellt bekam. Wohltuend aufmerksam! Das hilft. So wie es mir hilft zu wissen, dass Menschen an mich denken und für mich beten. 

Dies möchte ich auch meinen Bekannten wissen lassen. Das kleine Tütchen Schlaf-Schäfchen sowie der Gedanke an den kleinen kulinarischen „Wir denken an euch“ – Gruß an der Haustür bringen mich auf eine Idee…

Bleiben Sie in einer guten Balance und bleiben Sie gut verbunden – miteinander und mit Gott. 

Ihr/Euer Achim Dreessen

Gut, dass wir einander haben, gut dass wir einander sehn,
Sorgen, Freuden, Kräfte teilen und auf einem Wege gehn.
Gut, dass wir nicht uns nur haben, dass der Kreis sich niemals schließt
und dass Gott, von dem wir reden, hier in unsrer Mitte ist.

Liedtext von Manfred Siebald