Das Wort zur Wochenmitte

Wer weiß alles?

„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder…!“ – diese Aufforderung von Jesus verweist uns auf das kindliche Vertrauen in Gott. Kindlich ist dabei alles andere als naiv. Für mich charakterisieren Begriffe wie fest, natürlich und selbstverständlich das Vertrauen der Kinder.

Ein Beispiel mag folgendes Gespräch von Kindern im Kindergarten sein: Bei einem gemeinsamen Essen kommt es zu einem spontanen Tischgespräch. Einige Kinder fragen sich, wer wohl alles wissen würde. Gute Frage. Nach kurzem Nachdenken sagt ein Kind überzeugt: „Google weiß alles“. (Ich bin fasziniert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder heute mit Elektronik, Internet und Suchmaschinen wie Google aufwachsen und merke an dieser Stelle, wie wichtig Medienpädagogik schon im Elementarbereich ist.) Die übrigen Kinder stimmen dem zu: „Ja, Google weiß alles“ – da kommt von einem Kind ein kleiner Einspruch: „Fast alles“. Interessiert fragen die Kinder das Mädchen, was es damit meinen würde. Das Kind daraufhin: „Google weiß fast alles. Nur Gott weiß alles.“ Diese erstaunliche und wunderbare Antwort findet sofort die ungeteilte Zustimmung der ganzen Runde. „Ja, Gott weiß alles.“ Die Frage ist damit geklärt und  die Kinder wenden sich anderen bedeutsamen Dingen zu.

Foto: sergign – Envato Elements

Mit ihrer Lösung auf diese wichtige Frage des Lebens waren die Kinder sehr zufrieden. Sie gab ihnen Sicherheit und stellte ihnen diese schwierige Frage nach Wissen und Weisheit auf ein solides Fundament: Gott weiß alles. Die Antwort der Kinder zeigt mir: Kinder brauchen eine klare Antwort, selbst dann, wenn sie nicht alles klärt. Denn trotz ihrer Antwort kämen die Kinder sicher nicht auf die Idee, im Gebet Gott zu fragen, was für Geschenke sie zu ihrem Geburtstag bekommen werden, oder ob das Baby, dass den Bauch der Mutter langsam größer werden lässt, nun ein Schwesterchen oder ein Brüderchen ist. Auch wenn Gott alles weiß, muss man ihn nicht alles fragen, denn wie soll Gott auch antworten, wenn er doch im Himmel ist. Bei bestimmten Fragen wendet man sich doch lieber an Suchmaschinen wie Google und Co – oder fragt noch besser die eigenen Eltern, die großen Geschwister oder eben andere Kinder im Kindergarten.

Ich wünsche Ihnen dort, wo es geht, Antworten auf Ihre Fragen, in jedem Fall aber ein großes Vertrauen in Gott. Ein Vertrauen, wie es exemplarisch auch der Dichter und Komponist Georg Neumark hatte, dessen 400. Geburtstag in diesem Jahr in seinem Geburtsort (Bad) Langensalza in Thüringen gefeiert wird, und der mit einem schönen Trost- und Vertrauenslied viele Menschen berührt und gestärkt hat:

Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut, der hat auf keinen Sand gebaut.

(7.) Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu.
Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369)

Ihr/Euer Achim Dreessen