Das Wort zur Wochenmitte

Ist das Ihnen auch schon einmal passiert? Da hat man einen Satz 100x gelesen oder gehört und hat sich dabei stets eher gleichgültig gedacht:
„Ja, die Aussage stimmt. So ist das eben.“
Doch dann begegnet der Satz Ihnen zum 101. Mal und auf einmal bekommt er eine ganz andere Qualität.

So ging es mir neulich mit folgendem Vers aus der Bibel. „Es ist der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.
Auf einmal dachte ich: Aber hallo, hier gibt es ja eine ganz prägnante Definition des Begriffs Glauben aus christlicher Sicht.

Für Glauben gibt es ja viele Definitionen. An dieser Definition des Glaubens aus dem Hebräerbrief (11,1) im Neuen Testament finde ich das Verhältnis zur Hoffnung und das klare Bekenntnis zum Nicht-Sehen spannend. Und gerne wird uns Gläubigen ja gesagt: „Glauben heißt nicht wissen.“ Damit verbindet sich dann in der Regel der Gedanke, Glaube sei im Gegensatz zum Wissen etwas Defizitäres. Das ist allerdings falsch.
Glaube und Wissen beziehen sich einfach auf unterschiedliche Wirklichkeiten. Glaube geht davon aus, dass sich unsere Wirklichkeit nicht im Sichtbaren erschöpft. Glaube bezieht sich auf das Unsichtbare. Es ist ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. Wissen hingegen bezieht sich auf das Sichtbare und ist damit ebenfalls begrenzt.
So ist etwa die Wirklichkeit des unsichtbaren Gottes den menschlichen Sinnen nicht zugänglich. Sie kann nur geglaubt werden.

Das schließt ein Zweifeln nicht aus. Glaube kennt auch Zweifel. Sie stellen den Glauben in Frage. Aber Glaube an sich zweifelt zunächst einmal nicht, sondern glaubt einfach.

Dabei ist Glaube eindeutig mehr als Hoffen. Christlicher Glaube ist eine feste Zuversicht dessen, was man hofft. So strahlt es ja auch eine wesentlich höhere Zuversicht aus, wenn ein Sportler vor einem Wettkampf sagt „Ich glaube an eine Medaille“, als wenn er lediglich davon spricht: „Ich hoffe, eine Medaille zu gewinnen.“ Gerne wird dann auch in der Sportwelt auf biblisches Gedankengut zurückgegriffen, wenn bei einem so nicht unbedingt erwarteten Erfolg davon die Rede ist, dass Glaube Berge zu versetzen mag.

Das griechische Wort, das Martin Luther hier mit „feste Zuversicht“ wiedergibt, ließe sich übrigens auch mit „Garantie“ übersetzen. Dann wäre der Glaube eine Garantie auf das, was man hofft. Also eine Garantie der Wirklichkeit Gottes; eine Garantie, dass in dieser sichtbaren Welt nicht alles aufgehen muss; eine Garantie der Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten; eine Garantie auf ein Leben in Gottes unsichtbarer Wirklichkeit über dieses irdische Leben hinaus.

Eine Garantie braucht einen Garanten, einen, der dafür einsteht. Gott garantiert, dass unser Glauben einen festen Grund hat. So ist Glaube auch stets ein Geschenk, ein Glück, denn er erschließt uns eine Wirklichkeit der Welt über das Sichtbare hinaus.

Ihr Daniel Groß