Das Wort zur Wochenmitte

Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn…

Es gibt Sprüche, die bleiben haften und begleiten einem sein Leben lang. Sind diese Worte dann auch noch Lebensworte mit Tiefe und einer Prise Humor, sind sie mir doppelt lieb.
„Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn!“
Zu diesem Spruch hielt vor fast dreißig Jahren in unserem Vikariats-Kurs ein junger Kollege die Morgenandacht. Seine Augen leuchteten und seine Worte wählte er mit Bedacht. Was er genau sagte, habe ich längst wieder vergessen. Ja, ich hatte auch schnell wieder vergessen, dass dieses Zitat von der spanischen Mystikerin Theresa von Avila stammt. Aber ihre Worte, die blieben haften: „Wenn Fasten, dann Fasten, wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn!“

Vorbei sind die Zeiten, in denen man seinen Braten noch selbst im Schweiße seine Angesichts jagen musste, ihn abends festlich garniert aber mich größtem Genuss verspeist hat.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Menschen tagelang beteten und fasteten und Gott um seine Barmherzigkeit anriefen.
Wenn es nicht gerade Rebhuhn sein muss, bekommt man kulinarische Köstlichkeiten selbst im Supermarkt (zumindest werden sie dort als Gourmet-Speisen angepriesen). Und weil man nicht mehr Jagen muss, spart man Zeit… und geht dafür im Internet noch kurz auf Schnäppchenjagd oder sucht dort nach einem leckeren Rebhuhn-Rezept, sieht sich ein nettes zugeschicktes Video an und sucht nach der passenden Musik für das spätere Rebhuhnessen. Mitunter läuft später während des leckeren Rebhuhnessens aber der Fernseher oder man ist mit seinem Smartphone beschäftigt…
Wer allerdings etwas auf sich hält und andere beeindrucken möchte, der fotografiert sein perfekt garniertes Rebhuhn und lädt es hoch in die sozialen Netzwerke.

Dass viele Menschen sich schwer tun sich Gott zuzuwenden, seine Nähe zu suchen angesichts der oft augenscheinlichen Gottferne und so zu innerer Ruhe, Meditation und Gebet zu kommen, ist kein neues Phänomen. Ich kenne dafür kein Patentrezept, außer vielleicht dem Rat: Nimm dir Zeit und such dir einen Ort, an dem du nicht abgelenkt wirst; und mache dir diese Zeit der inneren Ruhe zu einer guten Gewohnheit.
Mein Rat entspringt der eigenen Erfahrung und des demütigen Wissens darum, auch mir selbst immer wieder diesen Rat geben zu müssen.
Ähnliches gilt aber auch für das Rebhuhn: Zeiten des Feierns, der Freude, des Genusses, die schönen Stunden am Wochenende oder im Urlaub – nehme ich diese „Hoch“Zeiten überhaupt noch bewusst und dankbar wahr? „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn!“ Oder bin ich in Gedanken abgelenkt und woanders?
Wenn ich nicht bei beim Rebhuhn bin, dann kann die Köstlichkeit des Rebhuhns und das Besondere dieses kostbaren Augenblicks auch nicht gebührend würdigen.

Ich lade auch Sie herzlich ein: „Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn!“
Genießen Sie bewusst und dankbar das Schöne, das Gott Ihnen in Ihrem Leben schenkt!

Ihr Achim Dreessen

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Psalm 103,2