Liebe Leserin, lieber Leser,
Pfingsten ist für mich immer auch verbunden mit dem Lied 135 im EG „O komm du Geist der Wahrheit“.
Immer, wenn dieses Lied gesungen wird, muss ich an eine schriftliche Prüfung während des Studiums denken. Thema der Prüfung waren die ersten beiden Thesen der Theologischen Erklärung der Bekenntnissynode von Barmen. Was genau abgehandelt werden sollte, daran erinnere ich mich nicht, nur daran, dass ich gerade diesen Themenbereich nicht so gut vorbereitet hatte wie mögliche andere.
Ich weiß noch, dass ich erst einmal ziemlich entsetzt war und mir nicht einfallen wollte, während die Zeit zum Schreiben immer knapper wurde.
In dieser Situation fiel mir die vierte Strophe des Liedes ein:
Es gilt ein frei Geständnis in dieser unserer Zeit,
ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben das Evangelium.
Damit hatte ich den Anfang für meinen Prüfungstext gefunden.
Das offene Bekennen war während der Zeit der Nazi-Diktatur für viele Menschen gefährlich, nicht nur für die Christinnen und Christen der Bekennenden Kirche.
Ich bin dankbar, dass wir als Christinnen und Christen nicht gefährlich leben und unsere Religion frei ausüben können. Das ist auch im Jahr 2021 nicht überall auf der Welt selbstverständlich.
Es ist gut, sich vielleicht gerade zu Pfingsten einmal wieder zu erinnern, dass wir zwar durch Corona nicht nur privat, sondern auch in der Gemeinde auf manches verzichten mussten (Heilig Abend, Ostern) und vielleicht noch länger müssen, wir aber trotz allem trotzdem Pfingsten feiern können.
In einem neuen Pfingstlied wird ein wenig davon deutlich, was dieses Fest über das Bekennen hinaus für uns bedeutet:
Wind kannst du nicht sehen, ihn spürt nur das Ohr
flüstern oder brausen wie ein mächtger Chor.
Geist kannst du nicht sehen; doch hör, wie er spricht
tief im Herzen Worte voller Trost und Licht.
Wind kannst du nicht sehen, aber was ertut:
Felder wogen, Wellen wandern in der Flut.
Geist kannst du nicht sehen, doch, wo er sein will,
weicht die Angst und strömt die Freude mächtig ein.
Hersandt aus Welten, die noch niemand sah,
kommt der Geist zu uns und Gott ist selber da.
Ihr Dorothe Müller